Kosovo
Offizier: Milosevic befahl ethnische "Säuberung"
Militärzeuge hatte Zugang zu wichtigen Informationen
Den Haag - Der frühere jugoslawische Präsident Slobodan
Milosevic hat nach Aussagen eines ehemaligen Offiziers 1999 eine
ethnische "Säuberung" im Kosovo befohlen. Milosevic habe in einem
Telegramm angeordnet, die Bevölkerung müsse von "allen Menschen, die
sich dem Staat gegenüber nicht loyal verhielten, gesäubert" werden,
sagte der frühere jugoslawische Offizier Nike Peraj am Montag vor dem
UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag. Der 55-Jährige hatte als
Offizier der jugoslawischen Armee Zugang zu "nahezu allen"
Informationen; nach eigenen Aussagen wusste er über Waffen und
Einsätze der Truppen Bescheid und las die Notizen, die auf Karten und
Plänen vermerkt waren.Gezielte Angriffe gegen albanische Zivilisten
Peraj sagte aus, dass sich die Angriffe der Armee gezielt gegen
albanische Zivilisten richteten. Bei zwei Militäreinsätzen im April
1999, bei denen nach Armeeangaben 142 "Terroristen" getötet wurden,
sei "kein einziger Soldat" auf beiden Seiten ums Leben gekommen: "Es
wurden nur Zivilisten getötet", betonte der Zeuge. Milosevic
widersprach den Vorwürfen wie in vorangegangenen Kreuzverhören mit
der Begründung, die von ihm angeordneten Einsätze hätten sich gegen
die Kosovo-Befreiungsarmee UCK gerichtet. Die Vertreibung von mehr
als 800.000 Albanern aus dem Kosovo sei auf das NATO-Bombardement
zurückzuführen.
Milosevic steht seit den 12. Februar in Den Haag vor Gericht. Ihm
werden Völkermord, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die
Menschlichkeit während seiner Amtszeit zur Last gelegt. (APA)