Der Justizminister blätterte heftig im neurolinguistischen Programm, Kapitel Wiederholungen: Am Jugendgericht werde jetzt alles besser, alles besser, alles besser. Der Präsident des Jugendgerichtshofes wirkte fahrig, überfordert, allein gelassen zwischen Zorn und Ohnmacht. Der Gehülfe des Ministers vervollständigte ein Sittenbild, das zwischen freiwilliger Komik und enthüllender Schamlosigkeit schwankte, und der ORF lieh dem ganzen Auftritt nicht mehr als sein rechteckiges Format. Die Debatte über die Auflösung des Jugendgerichtshofes war in jeder Hinsicht eine traurige Angelegenheit.

Nicht, dass Dieter Böhmdorfer irgendein neues, überzeugendes Argument für seine Pläne vorgebracht hätte. Die Sache ist beschlossen, das sah man ihm in jeder Sekunde seiner Suada an; und seine Lust, darüber noch lange zu debattieren, machte ihn zum Pflichtverteidiger seines eigenen, längst gewonnenen Falls. Selten hat ein Minister seine mangelnde Bereitschaft, einer Grundvoraussetzung der Demokratie, nämlich dem Gespräch zu genügen, so unverhohlen Ausdruck verliehen. Udo Jesionek war nach kurzer Zeit nur noch zu wünschen, dass er das alles bald hinter sich gebracht haben möge.

Warum außer Jesionek keine Experten zum Gespräch mit Böhmdorfer erschienen, darüber gehen die Informationen auseinander. Böhmdorfer habe es strikt abgelehnt und sein Erscheinen eben von der Zusammensetzung dieses Kreises abhängig gemacht, wird kolportiert. Unsinn, heißt es dazu im Ministerium lapidar. Der Eindruck, den dieser Auftritt vermittelte, lässt das Dementi unwahrscheinlich klingen - zu offensichtlich war das Desinteresse des Ministers an Sachargumenten. Was den kleinen Rundfunkgebührenzahler betrifft, so blieb der betroffen zurück, sofern er sich nicht längst weggezappt hatte.