Nablus/Gaza - Palästinenserpräsident Yasser Arafat hat erneut die Opferbereitschaft seines Volkes für einen unabhängigen Palästinenserstaat beschworen. "Wir gehen mit Millionen von Märtyrern nach Jerusalem", rief Arafat bei seinem Besuch in Nablus am Montag unter Beifall mehreren hundert Menschen zu. Anschließend kehrte Arafat zu seinem Amtssitz nach Ramallah zurück, den er am Montag zum ersten Mal seit fast sechs Monaten verlassen hatte. Die israelische Regierung hatte derartige Äußerungen Arafats in der Vergangenheit als Aufruf zu Selbstmordattentaten betrachtet. "Wer von Millionen von Märtyrern spricht, ist schuldig", betonte der israelische Ministerpräsident Ariel Sharon Anfang Mai. Weitere Anschläge Die militante Palästinenser-Organisationen Hamas und Islamischer Jihad wollen weiter mit Selbstmordanschlägen auf Israels militärisches Vorgehen im Westjordanland und im Gaza-Streifen reagieren. "Solange die Juden weiter Palästinenser abschlachten, werden wir in Haifa, Tel Aviv und Afula zurückschlagen", sagte ein hoher Vertreter der Hamas, Abdel-Aziz el Rantissi, der Nachrichtenagentur Reuters. "Wenn ein palästinensisches Kind getroffen wird, schlagen wir zurück - so lautet die Formel." Der Anführer des Islamischen Jihad, Abdallah el Shami, sagte: "Wir werden an unserem Widerstand festhalten, auch wenn die ganze Welt dagegen ist." Zur Erklärung des ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak, des saudiarabische Kronprinzen Abdullah und des syrischen Präsidenten Bashar Assad am Wochenende, "jede Form der Gewalt" im Nahen Osten sei zu verurteilen, sagte Shami: "Wir werden handeln, als ob diese Appelle niemals gemacht worden wären." Auch der palästinensische Minister Hassan Azfur hatte ein Ende der Selbstmordanschläge gefordert. Die israelische Armee hatte im vergangenen Monat alle Städte im Westjordanlnd besetzt. Als letzte Stadt räumte die Armee am Freitag Bethlehem. Nach einem Selbstmordanschlag nahe Tel Aviv am Dienstag mit 15 Toten Israelis hatte Israel Truppen an der Grenze zum Gaza-Streifen aufmarschieren lassen, woher der Attentäter angeblich gekommen war. Israel verzichtete jedoch bisher auf eine Militäroffensive im Gaza-Streifen. Israel begründet sein militärisches Vorgehen in den Palästinenser-Gebieten mit der Zerschlagung "terroristischer Strukturen". Israel betrachtet Anschläge auf die Zivilbevölkerung als Terrorismus. (APA/Reuters)