Wien - Nun ist es offiziell: Die Postbus AG, Österreichs größte Linienbusgesellschaft, wird an die ÖBB übertragen. Das hat der Ministerrat am Dienstag beschlossen. Der Wermutstropfen für die Eisenbahner: Sie müssen nach der Übernahme voraussichtlich rund ein Drittel der 1600 Fahrzeuge starken gelben Busflotte "so rasch wie möglich" an Private weiterverkaufen. Dem Vernehmen nach beträgt der mit der ÖIAG vereinbarte Kaufpreis 116 Millionen Euro.Infrastrukturminister Mathias Reichhold sprach von einem "historischen Ereignis", einer "wahren Zangengeburt", die bis zur letzten Minute auch seitens der ÖBB umstritten war. Zu einer Filetierung des Postbusses im Zuge der anschließenden Teilprivatisierung soll es nicht kommen. Ziel sei es, die Qualität des Nahverkehrs zu erhöhen. Ein stückweises Herausverhandeln einzelner Linien durch die Privaten werde es nicht geben, betonte der Ressortchef. Aus der Bahn verlautete allerdings, dass man hoffe, frühestens in zwei bis drei Jahren etwas vom "Bahnpostbus" abgeben zu müssen. Dienstrechte bleiben gewahrt In Richtung der aufgebrachten Postbus-Belegschaft sagte Reichhold, die Dienstrechte des Postbusses und des Kraftwagendienstes der ÖBB würden gewahrt bleiben. Allerdings: Es werde keine eigenständige Postbus-Gesellschaft geben. Denkbar sei eine eigene Gesellschaft für das Personal, so Reichhold. Darüber stellt sich der Verkehrsminister eine operative Holding vor. Damit ist der Streikbeschluss der Gewerkschafter vorerst wertlos, denn dieser gilt nur für den Fall der Filetierung - und diese ist derzeit noch nicht auf der Agenda. Dennoch soll nächste Wo- che eine Betriebsversammlung stattfinden, erfuhr DER STANDARD aus dem Postbusbetriebsrat. 44 Millionen Euro Synergien Die Synergien aus der Fusion bezifferte Reichhold mit rund 44 Mio. EURO. Sie sollen aus der Abstimmung der Busfahrpläne mit der Schiene und in der Verwaltung kommen. Auch Stilllegungen von Strecken sind geplant. Beim Personal müsse sozial verträglich restrukturiert werden. (ung, DER STANDARD, Printausgabe 15.5.2002)