Wien - Der börsenotierte österreichische Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV AG, Wien, musste im 1. Quartal einen kräftigen Rückgang beim Umsatz und bei den Ergebnissen hinnehmen, der bei den Ergebnissen noch etwas stärker als von Analysten erwartet ausgefallen ist. Im Vergleich zum vorjährigen Rekordquartal sank der Betriebserfolg (EBIT) um 60 Prozent auf 80 (199) Mill. Euro, vor Sondereffekten um 62 Prozent auf 79 (208) Mill. Euro. Der Periodenüberschuss sackte um 69 Prozent auf 40 (127) Mill. Euro ab, das EGT um 68 Prozent auf 60 (185) Mill. Euro. Der Umsatz ging um 17 Prozent auf 1,593 (1,910) Mrd. Euro zurück, der Cash-flow um 63 Prozent auf 150 (402) Mill. Euro, gab die OMV heute, Dienstag, ad-hoc bekannt.Schwierige Rahmenbedingungen Von der APA im Vorfeld befragte Analysten hatten in ihrer Konsus-Schätzung für das 1. Quartal lediglich einen EBIT-Rückgang der OMV um 54,3 Prozent und beim Periodenüberschuss ein Minus von 60,5 Prozent erwartet. Den Umsatz sahen sie nur um 12,3 Prozent zurückgehen. Der OMV-Konzern habe im 1. Quartal unter den erwartet schwierigen Rahmenbedingungen gelitten, erklärte das Unternehmen am Dienstag in seiner Ad-hoc-Mitteilung. Den negativen Trend habe man jedoch rechtzeitig erkannt, so Generaldirektor Wolfgang Ruttenstorfer: "Wir haben bereits anlässlich des Rekordergebnisses 2001 betont, das diese Ergebnisse 2002 nicht zu wiederholen sein werden." Ölpreis unter Jahresdurchschnitt 2001 Der Ölpreis - und mit Zeitverzögerung auch der Erdgaspreis - werde heuer deutlich unter dem Jahresdurchschnitt 2001 liegen, eine Abschwächung der E & P-Ergebnisse werde sich 2002 nicht vermeiden lassen. Für das EBIT des Geschäftsbereichs Erdgas sei auch als Folge gegänderter Marktverhältnisse und Berichtsstrukturen eine Abschwächung zu erwarten. Die derzeit sehr niedrigen Raffineriemargen sollten sich nach Einschätzung der Branche im Jahresverlauf verbessern, so die OMV weiter. Dies würde sich nach Unternehmensangaben auch auf das R & M-Geschäft der OMV positiv auswirken. Die Petrochemie-Preise und -margen würden weiterhin unter Druck bleiben, zeigten aber eine Erholungstendenz. Es sollte jedoch gelingen, so die OMV, durch stegiges Wachstum der Absatzmengen das Marketing-Ergebnis weiter zu stärken. Am Montag hatten die OMV-Aktien an der Wiener Börse mit 101,21 Euro um 0,48 Prozent tiefer geschlossen. E & P-Bereich unter Vorjahreswert Der Explorations- und Produktionbereich (E & P) der OMV litt im 1. Quartal unter den mit 21,14 Dollar je Fass markant unter dem Vergleichswert des Vorjahres (25,84 Dollar) liegenden Brent-Ölpreis. Im Marketingbereich sei der Absatz im In- und Ausland um rund 5 Prozent auf 1,88 (1,79) Mill. t gestiegen. Das OMV-Tankstellennetz wuchs gegenüber Ende 2001 um 13 auf 1.173, davon 532 in Österreich und 641 im Ausland. Gefallene Erdgaspreise Im Erdgas-Bereich sank der Umsatz im Periodenvergleich um 4 Prozent auf 371,1 (385,7) Mill. Euro, verursacht durch die an Mineralölprodukte gekoppelten, gefallenen Erdgaspreise. Der Betriebserfolg sei dennoch um 3 Prozent auf 34,0 (33,0) erhöht worden. Vor allem in Supply und Marketing habe es eine starke Performance gegeben. Der Erdgasverbrauch stieg im 1. Quartal in Österreich um 6 Prozent auf rund 2,8 Mrd. m3. Import- und Absatzmengen legten ebenso zu wie das Gastransitvolumen, das fast 7 Mrd. m3 erreichte. In Chemie und Kunststoffe (C & K) stieg der Umsatz um 3 Prozent auf 125,5 (121,7) Mill. Euro. Dies sei - entgegen dem Trend der Branche - auf höhere Absatzmengen bei Düngemitteln und Melamin zurückzuführen, die die niedrigeren Produktenpreise kompensiert hätten. Das Bereichs-EBIT sank im 1. Quartal um 29 Prozent auf 12,5 (17,7) Mill. Euro als Resultat niedrigerer Margen und höherer Kosten, etwa für Instandhaltung und Versicherung. Der Personalstand im OMV-Konzern erhöhte sich per Ende März 2002 geringfügig um 41 Personen auf 5.700, nach 5.659 per 31.12.2001. Dies sei durch verstärkte Aktivitäten in den Bereichen E & P sowie R & M bedingt. Die Investitionen wuchsen im Berichtszeitraum um 5 Prozent auf 129,6 (123,7) Mill. Euro, mit 47 Prozent floss der Großteil davon in R & M. Auf E & P sowie Erdgas entfielen rund 26 bzw. 24 Prozent, 2 Prozent auf C & K. Die Nettoverschuldung sank von 385,9 Mill. Euro per Ende 2001 auf 357,7 Mill. Euro per Ende März d.J. Das Eigenkapital stieg um 2 Prozent, während die Eigenkapitalquote des Konzerns mit 38 (39) Prozent leicht unter dem Stand von Ende 2001 lag. Im Sinne der OMV-Strategie des Wachstums aus eigener Kraft würden Investitionen weiterhin vor allem der Wachstumsbeschleunigung von E & P, des internationalen Marketing und des Melamingeschäfts gewidmet sein. Die OMV-Titel eröffneten heute an der Wiener Börse schwächer und gaben bis gegen 9.30 Uhr MESZ um 1,62 Prozent auf 99,57 Euro nach. (APA)