Kosovo
Mira Markovic: Milosevic kämpft alleine gegen tausende Goliaths
Ex-Präsident ist "intellektuell überlegen" - Seit dessen Abgang "gibt es Jugoslawien nicht mehr"
Belgrad/Wien - Die Ehefrau des ehemaligen jugoslawischen
Präsidenten Slobodan Milosevic, Mira Markovic, sieht den Prozess
gegen ihren Mann vor dem UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag als
Kampf David gegen "tausende Goliaths" an: "Er ist dort allein im
Kampf gegen tausende Goliaths. Seine einzigen Waffen sind Wahrheit,
Mut und die Fähigkeit, diese Wahrheit allen mitzuteilen", sagte sie
in einem ersten von der Belgrader Zeitung "Nacional" am Dienstag
veröffentlichten Interview. Die Stimmung ihres Mannes könne als die eines "mutigen, ehrlichen
und intellektuell überlegenen Kämpfers" beschrieben werden, betonte
die Vorsitzende der Jugoslawischen Linken (JUL). Sie nehme auch nicht
sonderlich an den Vorbereitungen zur Verteidigung vor dem
UNO-Tribunal teil und bei den Kreuzverhören spiele sie überhaupt
keine Rolle. Ihren Beitrag bezeichnete sie als "grundsätzlich,
abstrakt und intellektuell".
"Großes Unrecht"
Hinsichtlich der Umgestaltung der Bundesrepublik Jugoslawien in
den Staat "Serbien und Montenegro" vertrete ihr Mann die Meinung,
dass es "Jugoslawien nicht mehr gibt, seitdem es ihn in Jugoslawien
nicht mehr gibt", sagte Markovic. Er habe alles versucht, um das Land
zu erhalten und dies habe er zehn Jahre lang auch geschafft.
Der Familie Milosevic sei "großes Unrecht" zugefügt worden, sagte
Markovic, gegen die als einziges Familienmitglied kein Prozess
eingeleitet wurde. Allerdings wird gerade der als machtgierig
beschriebenen Politikerin die Urheberschaft vieler Entscheidungen von
Milosevic zugeschrieben. Die Gründe und "Schuldigen" für die
stockenden Entwicklungen in der jugoslawischen Gesellschaft sieht sie
nicht im Regime des ehemaligen Präsidenten, sondern im "Trauma, das
von außen hervorgerufen wurde". (APA)