Zeit
Wehrmachtsausstellung als Beispiel für mediale Erinnerungskonstruktion
... und die spezifisch österreichische Gedächtnisbildung
Wien - Mit der Diskussion um die Rolle der
Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg beschäftigt sich diese Woche ein
prominent besetztes Symposium an der Universität Wien. Im Zentrum der
Veranstaltung mit dem Titel "Krieg. Verbrechen. Retrospektiven"
stehen die medialen und politischen Kontexte, die nach 1945 zu einer
spezifisch österreichischen Gedächtnisbildung beigetragen haben. Den
Eröffnungsvortrag am Donnerstagabend hielt Jan Philipp Reemtsma, der
Leiter des Hamburger Instituts für Sozialforschung und Initiator der
derzeit in Wien gezeigten Wehrmachtsausstellung. Militärische Traditionsbildung und
Funktionswandel des Militärs bzw. die mediale Erinnerungskonstruktion
stehen im Zentraum der Vorträge am Freitag und Samstag.
Analyse
Für den spezifischen Österreich-Bezug soll unter anderem der
Historiker Gerhard Botz sorgen, der eine Analyse des politischen
Umfeldes der Debatte um die Wehrmacht vor und nach Waldheim liefert.
Der Wiener Politikwissenschafter Walter Manoschek führt in
Konzeption, Methodik und Rezeption der umstrittenen ersten
Wehrmachtsausstellung ein. Mit dem Funktionswandel des Militärs
beschäftigt sich der Historiker Michael Geyer und der Klagenfurter
Literaturwissenschafter Klaus Amann bringt am Samstag österreichische
Beispiele für den "Krieg in der Literatur".
Das von der Österreichischen Gesellschaft für Zeitgeschichte
gemeinsam mit dem Zeitgeschichte-Institut der Universität Wien
organisierte Symposium ist als "Vertiefung und Erweiterung" der
Wehrmachtsausstellung konzipiert. Die Ausstellung selbst ist noch bis
26. Mai im Wiener Semperdepot zu sehen und wurde bisher von rund
20.000 Personen besucht. (APA)