Riad - Der saudiarabische Kronprinz Abdullah bin Abdul Aziz hat sich in einem Zeitungsinterview positiv über US-Präsident George W. Bush geäußert. Bush habe aber vor ihrem Treffen im vergangenen Monat nur wenig über die tatsächliche Lage im Nahen Osten und das Leid der Palästinenser gewusst, sagte Abdullah der saudiarabischen Zeitung "Okas", die das Interview am Dienstag veröffentlichte. "Er hat ganz noble Qualitäten", sagte Abdullah über Bush, der seinen Erwartungen ganz und gar nicht entsprochen habe. Bush sei aufrichtig, couragiert und sehr mitfühlend. "Er hört zu und diskutiert höflich, aber er war nicht voll informiert über die tatsächlichen Bedingungen in der Region und insbesondere über das Leiden des palästinensischen Volkes", sagte Abdullah. Seit 20 Monaten führen die Palästinenser einen Aufstand, um einen unabhängigen Staat zu erkämpfen. In den Kämpfen und bei Attentaten starben rund 1350 Palästinenser und 475 Israelis. Der Kronprinz beschreibt Bush als einen Mann, der abends die Nachrichten aus seinem Land verfolgt und am Morgen nur einige Zeilen über den Nahen Osten oder andere Teile der Welt lese. Er habe es daher als seine Pflicht angesehen, Bush direkt und ohne Vermittler über die Fakten zu informieren. Er habe ihm Bilder und Videos über "die Tragödien in den Palästinenser-Gebieten" gezeigt, und Bush sei davon sehr berührt gewesen. Abdullah wird in der Zeitung mit den Worten zitiert: "Ich habe gesagt: 'Sie sind der Präsident des machtvollsten Landes, sie haben Prinzipien und tief verwurzelte politische Werte, in denen Menschenrechte, Gerechtigkeit und Gleichheit ein hohes Gut sind. Und sie haben die Fähigkeit, Gerechtigkeit und Frieden zu erreichen'" Er sei dann mit der vollen Überzeugung aus dem Gespräch gekommen, dass Bush in die richtige Richtung gehen werde, sagte Abdullah. Das Erdöl reiche Saudi-Arabien ist der wichtigste Verbündete der USA im Nahen Osten. Abdullah hatte vor dem Gespräch mit Bush kritisiert, die USA würden sich auf die Seite Israels in dem Konflikt schlagen. Nach dem Treffen in den USA verlautete, beide Staatsmänner würden ihre Bemühungen zur Wiederbelebung des Friedensprozesses im Nahen Osten künftig abstimmen. (APA/Reuters)