Hat man in diesen Tagen einige Blicke in die Medienlandschaft geworfen, könnte man Peter Westenthaler beinahe für einen bedeutenden Politiker dieses Landes halten. Zeitungen und Magazine sind voll von Geschichten über ihn. Sie sind voll von seinen Versuchen, am niederösterreichischen Landeshauptmann kläffend emporzuhüpfen, was ziemlich lächerlich, und den ÖVP-Klubobmann als dubiosen Partner hinzustellen, was längst überflüssig ist. Dabei sollte Westenthaler in seiner Funktion als Klubobmann der größeren Regierungspartei sehr wohl einer der bedeutendsten Politiker, ja der parlamentarische Weichensteller schlechthin sein - und der Ausgleich im Hohen Haus dafür, dass die FPÖ in der Regierung mit der Vizekanzlerschaft vorlieb nehmen muss. Nur davon, dass Westenthaler auf besondere Ruhmestaten in diesem Sinne zurückblicken könnte, steht in den Medien nichts zu lesen.

Der Grund dafür ist einfach und hängt auf das Engste mit dem Radau zusammen, der von ihm ausgeht und nun auf die Medien ausstrahlt: Es gibt keine Ruhmestaten, auf die er zurückblicken und mit denen er sich wenigstens seinen eigenen Leuten empfehlen könnte. Der von ihm ständig erzeugte Krach soll eigene Erfolglosigkeit übertönen, womit auch schon seine Bedeutungslosigkeit klar ist. Insbesondere seine Herzensangelegenheit, die so genannte Reform des ORF, hat er für seine Partei so spektakulär verpfuscht, wie man sie nur verpfuschen konnte.

Die FPÖ hat längst nicht den Einfluss auf dem Küniglberg, den sie sich erträumt hat, dafür wurde sie von ihrem Klubobmann vor der Öffentlichkeit als die Partei entlarvt, die brutaler und unverhüllter als jede andere bisher um Posten und Entscheidungsmacht im ORF kämpft. Was ihre Glaubwürdigkeit gleich noch einmal reduziert, war sie doch vor ihrem Regierungseintritt stets die schärfste Kritikerin der anderen Parteien, wo sie auf ähnlichen Wegen wandelten. Und als Draufgabe dürfen sich die Freiheitlichen in dem Gefühl wiegen, vom Koalitionspartner übers Ohr gehaut und lächerlich gemacht worden zu sein.

Westenthalers Problem ist nicht nur ein individuelles, sondern auch ein typisches für die Haider-FPÖ und ihre Methoden der Funktionärsrekrutierung. Aus seinem Buberl-Pool pflegte der seinerzeitige Parteiobmann die Anschmiegsamsten herauszufischen und zu befördern, Gehorsam und Eifer waren wichtig, Qualifikation weniger. Haben sie die Stufe ihrer politischen Inkompetenz erreicht, verschwinden sie von der Bildfläche. Zu viele Beispiele gibt es dafür, als dass man behaupten könnte, das Peter-Prinzip sei nach Westenthaler benannt. Der hatte die Stufe seiner Inkompetenz erreicht, als er glaubte, er stünde endlich auf derselben wie der alte Fuchs Andreas Khol.

Wie laut immer Westenthaler nun Koalitionspolitikern Papageienqualitäten zuerkennt - er krächzt tristen Zeiten entgegen. Dass ihm der Generalsekretär als Aufpasser ins Genick gesetzt wurde, erheitert eine schadenfrohe Umwelt, kann aber einen Rambo kaum motivieren. Er weiß natürlich, dass schon bedeutendere Kaliber von blauen Klubobleuten nach besseren Leistungen kalt abserviert wurden, wenn sie nicht mehr in die Zeit passten. Und er muss wissen, dass er im großen Koalitionsspiel "Mindestens noch vier Jahre Schwarz-Blau" (Schüssel denkt gar bis 2010 voraus) eine Figur darstellt, auf die es nicht ankommt und an der das große Projekt gewiss nicht scheitern wird, wenn es nicht am Wähler scheitert.

Aus seiner Sicht spräche einiges für eine persönliche Wende zurück zum Regierungspartner. Aber auch das Leben als Geschäftsführer einer Kaminrohrerzeugung hat seinen Charme.

(DER STANDARD, Printausgabe, 15.5.2002)