Wien - Den Eisbären wird es zu heiß. Die durchschnittliche Lufttemperatur in der Arktis ist in den vergangenen 100 Jahren um fünf Grad gestiegen. Die Ausdehnung des Packeises ging in den vergangenen 20 Jahren bereits um sechs Prozent zurück, die Stärke der Eisschicht in den Sommermonaten hat in den vergangenen 30 Jahren um 40 Prozent abgenommen. Laut einer neuen Studie des WWF (World Wide Fund for Nature) sind diese Klimaveränderungen die Hauptbedrohung der weltweit existierenden 22.000 Eisbären. "Wenn wir die Eisbären retten wollen, müssen wir in Sachen Klima-Erwärmung sofort die Notbremse ziehen!", erklärte WWF-Klimaexperte Stefan Moidl am Mittwoch in einer Aussendung Die Studie belegt dramatische Auswirkungen der Klima-Erwärmung auf die körperliche Konstitution der größten Fleisch fressenden Landraubtiere, zum Beispiel in der Hudson Bay. Eisbären leben und jagen vorwiegend auf Eisschollen. Durch die früher einsetzende Schmelze im Frühjahr und das spätere Vereisen im Herbst verkürzt sich die Jagdzeit - die Eisbären müssen früher auf das Festland zurückkehren. Überlebensnotwendige Fettreserven können dadurch nicht mehr angefressen werden. Eine Woche länger eisfrei heißt für die Eisbären zehn Kilo weniger Gewicht. Dazu kommt, dass Eisbären immer häufiger auf Inseln, auf denen sie ihre Jungen zur Welt bringen, vom restlichen Packeis abgeschnitten werden. Der WWF weist darauf hin, dass die Lebenserwartung der Jungbären - momentan kommen weniger als 50 Prozent durch - dadurch erheblich verringert wird. Der Trend setze sich fort, warnen die Naturschützer: Wissenschafter prognostizieren einen drastischen Rückgang des Sommer-Eises von bis zu 60 Prozent bis zum Jahr 2050. Dann wären 150 statt 60 Tage im Jahr eisfrei. (APA)