Zehn Monate nach seiner Ernennung zum
Chef der Musik-Tauschbörse Napster ist der ehemalige
Bertelsmann-Manager Konrad Hilbers am Dienstag (Ortszeit) von seinem
Posten zurückgetreten. Auch der Gründer der einst populären
Tauschbörse, Shawn Fanning, soll nach Medienberichten seinen Hut
genommen haben.
Insolvenz droht
Vorstandsmitglied John Fanning, ein Onkel des Napster-Vaters,
hatte zuvor erklärt, dass die Tauschbörse vermutlich Insolvenz
anmelden müsse. Nach Angaben der Internet-Firma mit Sitz im
kalifornischen Redwood City sei es bis jetzt nicht gelungen, genügend
Investoren für den Neustart der Tauschbörse zu finden.
Bertelsmann-Angebot abgelehnt
Die deutsche Bertelsmann AG hatte der Tauschbörse zuvor ein
Kaufangebot unterbreitet, das von dem Unternehmen jedoch nicht
akzeptiert wurde. "Bedauerlicherweise hat sich der Napster-Vostand
nicht entschließen können, einer Übernahme zuzustimmen", teilte
Hilbers mit. "Ich bin überzeugt, dass dies ein Fehler ist."
Bertelsmann glaube jedoch weiterhin an den Markennamen Napster und
den Wert der Technologie zum Tausch von Dateien (Peer to Peer).
Branchenexperten vermuten unterdessen, dass das Medienunternehmen
bereits die Rechte an der Technologie erworben hat und nun "die Hülle
Napster" fallen lässt.
Weitere Kosteneinsparungen
Napster hat nach Angaben von Bertelsmann zuletzt an einer
Vereinbarung gearbeitet, bei der der Bestand des Unternehmens
erhalten bleiben sowie weitere Entlassungen verhindert werden
sollten. Wie Napster am Dienstag mitteilte, werde man sich in den
kommenden Wochen um weitere Kosteneinsparungen bemühen. Erst im April
war ein Drittel der Belegschaft entlassen worden.
Die einst populäre Musikbörse hatte zu Spitzenzeiten 67 Millionen
Nutzer, die in dem so genannten Peer-to-Peer-Netzwerk untereinander
Musikstücke tauschten. Im vergangenen Jahr war Napster nach einer
Klage von mehreren großen Plattenlabels wegen Verletzung der
Urheberrechte vom Netz gegangen. Bertelsmann wollte als größter
Investor die Tausch-Technologie nutzen und aus Napster einen
kostenpflichtigen Abonnement-Dienst machen.
Im März war bereits der Relaunch des Musik-Services von einem
geplanten Frühsommertermin auf den kommenden Herbst verschoben
worden. Auch mit Unterstützung des großen Medienunternehmens gelang
es Napster zum Teil nicht, Lizenzen bei den großen Plattenfirmen für
einen großen Musikkatalog zu erhalten. (APA/dpa)