Kolumbien
Kolumbien: Überlebende eines Massakers kritisieren Regierung
100 Überlebende werfen Regierung vor, sich nicht um Region zu kümmern
Bogota - Die Überlebenden des Massakers von Bojaya in
Kolumbien haben der Regierung ihres Landes Untätigkeit vorgeworfen.
"Unser einziger Staat hier ist seit Jahren nur die katholische
Diözese Quibdo", heißt es laut Kathpress vom Mittwoch in einem
gemeinsamen Schreiben von 100 Überlebenden an Staatspräsident Andres
Pastrana. Die staatlichen Behörden hätten sich überhaupt nicht um die
Region gekümmert. Mit Ausnahme des Bischofs von Quibdo, Fidel Leon
Cadavid, und 30 katholischer Missionare habe man jedes Vertrauen in
irgendwelche Institutionen verloren. Rebellen der marxistischen Organisation FARC hatten Anfang Mai bei
Auseinandersetzungen mit regierungstreuen Paramilitärs in Bojaya in
der Choco-Region einen Sprengsatz in eine katholische Kirche
geworfen, in die sich rund 500 Zivilisten geflüchtet hatten, meldet
Kathpress weiter. Dabei waren nach Kirchenangaben 117 Menschen
getötet und mehr als 100 teils schwer verletzt worden. Es war das
schwerste Massaker im kolumbianischen Bürgerkrieg seit Jahren.
Die katholischen Bischöfe erwägen deshalb laut Kathpress eine
Exkommunikation von FARC-Mitgliedern. Die FARC habe sich für den
Vorfall entschuldigt. Die katholische Diözese Quibdo habe unterdessen
die Regierung sowie die Paramilitärs mitverantwortlich für das
Massaker gemacht.
Unterdessen riefen Vertreter von zehn europäischen Staaten zum
Stopp aller Angriffe gegen Zivilisten auf, meldet Kathpress. Die
Region sei durch die Kämpfe um die Vorherrschaft zwischen FARC und
Paramilitärs seit mehr als zwei Jahren praktisch ohne öffentliche
Ordnung. (APA)