Graz/Wien - "Die Aufregung ist völlig überzogen und nicht gerechtfertigt", wehrte FPÖ-Chefin und Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer Mittwoch Kritik an der Gründung der Grazer FPÖ-"Bürgerwehr" ab (DER STANDARD berichtete). Die Initiative sei "gut im Sinne der Bürgergesellschaft". Auch Innenminister Ernst Strasser, der sich gegen "Reserve-Rambos" ausgesprochen hatte, habe seine Kritik "überzogen".Die Polizei sei außerstande, "vor jeder Schule rund um die Uhr Beamte hinzubeordern, um die Schüler vor Drogenhändlern zu schützen". Hier könnten private Sicherheitsvereine einspringen. Dass der Obmann des Bürgerwehr-Vereines, Helge Endres, Mitglied der SS-Kameradschaft IV ist, sei unerheblich, es habe "nichts mit den Zielen des Vereines zu tun. Erste Anzeige Gegen die Bürgerwehr liegt jedenfalls die erste Anzeige vor. Weil die Truppe auf ihren Polos, Kappen und Broschüren den steirischen Panter als Vereinsemblem verwendet, soll eine Verletzung des Wappengesetzes vorliegen, da laut diesem nur Einrichtungen des Landes das Landeswappen verwenden dürften, erklärte der grüne Landtagsabgeordnete Peter Hagenauer, der die Anzeige erstattete. Securitas ab Juni Für ähnliche Aufregung in Wien hat Mittwoch die Ankündigung der privaten Sicherheitsfirma Securitas gesorgt, ab Juni im Auftrag einiger Kaufleute auf der Wiener Kärntnerstraße private Sicherheitskräfte patrouillieren zu lassen. Widerstand gegen eine mit Handschellen ausgestattete "Private City Patrol" kam von Vertretern aller vier Wiener Rathausfraktionen, aber auch von Wirtschaftskammer-Präsident Walter Nettig: Maßnahmen wie in den Südstaaten der USA "haben wir nicht notwendig". Die harten Fakten sprächen dagegen, dazu zähle die Sicherheit in Wien als ein Ass, das international für die Stadt als Wirtschaftsstandort spreche. Securitas-Vorstand Vorstand Stephan Landrock hingegen argumentierte mit "Dialog und Konsenspolitik privater Sicherheitsunternehmen mit der staatlichen Exekutive unter unbedingter Wahrung des staatlichen Gewaltmonopols". Auf dieser Basis habe schon in den vergangenen Jahren "die Exekutive delegierbare Aufgaben an das private Sicherheitsgewerbe abgegeben". (cms, mue/DER STANDARD, Printausgabe 16.05.2002)