Wien - Der 0:1-Niederlage der deutschen
Fußball-Nationalmannschaft in Wales, vier Tage vor dem Treffen in
Leverkusen, erfreute Österreichs Teamspieler, die sich seit
Dienstagabend in Wien auf das Prestigematch vorbereiten, keineswegs.
"Jetzt werden sie medial ganz schön Prügel einstecken müssen und
wollen gegen uns alles wieder gutmachen", meinte Hans Krankl am
Mittwoch nach der ersten Trainingseinheit seiner Schützlinge auf
einem Übungsplatz des Ernst Happel-Stadions. "Für uns wird daher
alles noch schwerer als erwartet", so der ÖFB-Teamchef.
Krankl blickt zurück
Ein Länderspiel gegen den "großen Bruder" wäre immer etwas
Besonderes, weiß Krankl, der mit dem 3:2-Triumph bei der WM 78 gegen
den damaligen Titelverteidiger dank seiner zwei Tore in die heimische
Fußballgeschichte eingegangen ist. Hatte er doch damit eine
47-jährige sieglose Ära gegen Deutschland beendet. So gerne er
natürlich über diese Zeit immer noch spricht ("wunderbar"), so hat
sie absolut nichts mehr mit der Gegenwart zu tun.
Keine Aufschlüsse aus Wales-Partie
Allzu viel hat seiner Meinung nach auch die deutsche Elf vom
Samstag mit der Verlierer-Truppe von Cordoba nichts zu tun. "Das wird
nominell eine andere Mannschaft sein als in Wales und auf die haben
wir uns einzustellen", sagte Krankl, für den daher das Spiel am
Dienstag, das er gemeinsam mit seinen Akteuren am TV-Schirm im
Team-Quartier Hilton Vienna Danube am Handelskai mitverfolgt hatte,
keine Aufschlüsse gebracht hätte. Von Wales könne man sich auch
nichts abschauen, deren Stil ist auf die Österreicher in keiner Weise
übertragbar.
Letzter Test vor WM
Harald Cerny, langjähriger Legionär in München, ist ebenfalls
davon überzeugt, dass in Leverkusen "auf uns eine ganz andere
Mannschaft wartet". Auch für Deutschland sei das Treffen mit
Österreich ein Prestigeduell, daher mit dem Match in Wales nicht
vergleichbar. "Die werden daher auch nicht im Hinblick auf die
Endrunde etwas zurückstecken, die wollen sich keine Blöße geben und
obendrein ihren letzten WM-Test positiv abschließen", ist der "Löwe"
überzeugt.
Cerny mit schlechten Erfahrungen
"Für mich ist das Spiel eine doppelte Herausforderung", so Cerny,
der zuletzt beim 1:1 vor über einem Jahr in Sarajevo gegen Bosnien
dabei gewesen war, seither aber durch diverse Verletzungen (Leiste,
Schulter) und die inzwischen zur Welt gekommenen Zwillinge gefehlt
hatte. Seine persönlichen Erfahrungen mit der deutschen Nationalelf
sind übrigens negativ. Er war als Eintauschspieler beim 1:5 1994 in
Wien mit von der schwachen Partie gewesen.
"Respekt zurückgewinnen"
Von einer Niederlage dieser Größenordnung wollen die Österreicher
aber diesmal nichts wissen. "Mit einer guten Leistung unabhängig vom
Resultat Respekt zurückzugewinnen", gibt Hans Krankl als Ziel aus.
"Ich will, dass man uns wieder ernst nimmt", so der einstige
Torjäger, der überzeugt ist, dass seine Schützlinge gegen eine
Mannschaft, "die mit den Ballack, Deisler, Kehl, Schneider, Rehmer"
wieder zu einer starken zu werden verspricht.
"Alles ist noch verbesserungswürdig"
Im übrigen ist Hans Krankl noch auf der Suche nach seiner
EM-Qualifikationsmannschaft. "Bis zum Modawien-Spiel soll der Stamm
der Mannschaft stehen", sagte er. Sein Fazit nach dem 2:0 gegen die
Slowakei und dem 0:0 gegen Kamerun:" Alles ist noch
verbesserungswürdig". Im Training hinterließen seine Burschen einen
guten Eindruck und wirkten nach den trainingsfreien Tagen nach Ende
der Meisterschaft erfreulich frisch.
(APA)