Graz/Wien - "Karl Schweitzer ist vielleicht unser Lauftrainer, aber kein Aufpasser", sagt der FPÖ-Abgeordnete Detlev Neudeck, Mitglied der Bundesparteileitung der FPÖ. Auch Schweitzer selbst sieht sich keineswegs als Aufpasser Westenthalers: Er höre manchmal bei Pressekonferenzen seiner Parteikollegen zu, "weil wir uns auch sonst gut verstehen". So auch bei Westenthaler. Mehr sei nicht dahinter: "Bei uns braucht keiner einen Aufpasser."

Vom Buhmann zum neuen FPÖ-Aufsteiger? Der freiheitliche Klubchef könnte seine Krise durchtaucht haben. Nachdem er innerparteilich Kritik an seinem Führungsstil und seiner aggressiven Politik einstecken musste, schwang sich Parteichefin Susanne Riess-Passer am Mittwoch in Graz zu einer Verteidigungs-und Lobesrede für Westenthaler auf, an deren Ende ein Angebot an Westenthaler stand, der nächsten Regierung als Mitglied anzugehören.

Zuvor lobte Riess-Passer ihren Klubobmann für dessen "giftige und pointierte Art". Er mache seine Arbeit im Klub "hervorragend". Ohne Westenthaler hätte die Regierungsarbeit nicht umgesetzt werden können. "Westenthaler eignet sich auch für höhere Positionen. Er ist in jedem Ministeramt vorstellbar."

Zu ihrem vertraulichen Gespräch mit SPÖ-Vorsitzenden Alfred Gusenbauer vor einigen Tagen in einem Wiener Innenstadtlokal bemerkte Riess-Passer, sie habe mit Gusenbauer "aktuelle Fragen erörtert und in einigen Punkten auch Übereinstimmungen gefunden". Die FP-Vizekanzlerin: "Es waren keine Koalitionsverhandlungen."

Riess-Passer sieht aber Bewegung in der SPÖ. Sie bemerke, dass Teile der SPÖ "nun einsehen, dass es falsch ist, die FPÖ auszugrenzen". Alfred Gusenbauer werde aber "vielleicht nicht mehr jene Person sein, mit der wir verhandeln müssen". (Der STANDARD, Print-Ausgabe 16.5.2002, mue)