Mensch
Fettleibigkeit bei Kindern nimmt dramatisch zu
WHO und Nahrungsmittelindustrie setzen Gegentrend
Genf - Die Zunahme der Fettleibigkeit unter Kindern hat
nach einem Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auch in den
Entwicklungsländern dramatische Ausmaße angenommen. Weltweit seien
schätzungsweise 22 Millionen Kinder unter fünf Jahren übergewichtig
oder fettleibig, erklärte UN-Expertin Mary Bellizzi am Mittwoch bei
der Vorstellung der Studie in Genf. Das Problem sei nicht auf die
Industriestaaten beschränkt, in einigen Regionen Afrikas komme
Übergewicht sogar bis zu vier Mal häufiger vor als Unterernährung. Weltweit sind nach WHO-Schätzungen 300 Millionen Menschen
fettleibig, weitere 750 Millionen haben Übergewicht. In den USA
trifft dies auf 60 Prozent der Erwachsenen und fast 13 Prozent der
Kinder zu. Doch auch in Ländern wie Ägypten, Chile, Mexiko und Peru
seien Fettleibigkeitsraten von mehr als 25 Prozent unter Kindern
anzutreffen, sagte Bellizzi. Um dem Trend und damit einer Zunahme
ernährungsbedingter Krankheiten entgegenzuwirken, will die WHO nun
auf die Unterstützung der Nahrungsmittelindustrie setzen.
"Aufklärung reicht nicht"
Es reiche nicht, die Menschen über gesunde Ernährung aufzuklären,
sagte Bellizzi. Es müsse erreicht werden, dass die Nahrungsmittel
einen geringeren Anteil an Fett, Zucker und Salz enthielten. Der
WHO-Exekutivdirektor für nicht übertragbare Krankheiten und mentale
Gesundheit, Derek Yach, sagte, einerseits müssten die Menschen
informiert werden, andererseits müsse plumpe Werbung verbannt werden.
Sie hindere vor allem junge Menschen häufig daran, die richtigen
Ernährungsentscheidungen zu treffen. Dazu seien Gespräche mit der
Nahrungsmittelindustrie nötig, für die es bereits ermutigende Signale
gebe. (APA/AP)