Drei Sternchen machten ihn zum Star. Vor zwei Jahren, als aus der großen Spekulationsblase der Internet-Wirtschaft gerade die Luft entwich, trat ein Lästerer mit einer provozierenden Website an. Als Parodie auf "F@@t Company", das Insider-Magazin der Web-Ökonomie, nannte Philip J. Kaplan seine Site www.FuckedCompany.com . Diesen etwas obszönen Namen durften Amerikas seriöse Medien natürlich nie komplett nennen. Berichtet wurde also über ein gewisses Online-Unding namens F***ed Company. Viel Geld mit Andeutungen und Gerüchten Kaplan konnte sich dank der bizarren Umschreibung über kostenlose Werbung freuen. Inzwischen verdient er viel Geld mit Berichten, Andeutungen und Gerüchten über angeblich bevorstehende Pleiten. Und gleichzeitig fand er Nachahmer und Bewunderer, wie etwa die deutsche Site www.dotcomtod.com , die Kaplan ausdrücklich Dank und Grüße über den Atlantik schickt. "Ich plane nicht, hiermit Geld zu verdienen" "Ich plane nicht, hiermit Geld zu verdienen." Dieser Satz stand lange auf der Website von Kaplan; jetzt hat er ihn demonstrativ durchgestrichen und dazu geschrieben, was nun wirklich kein Geheimnis mehr ist: "Ich könnte hiermit vielleicht Geld verdienen." Inzwischen ist wie bei so vielen anderen früher komplett kostenlosen Websites auch bei FuckedCompany.com der Profit das Ziel. Für eine stolze Monatsgebühr von 75 Dollar (83 Euro) bietet Kaplan den Zugang zu seiner Datenbank an. Stündliche frische Ware Natürlich kommt stündlich frische Ware dazu. Kaplan berichtet von täglich bis zu 500 E-Mails, in denen ihm Hobby-Spione Details aus dem Leben der noch existierenden "Dotcom"-Firmen melden. Solche Gerüchte werden bei Kaplan von inzwischen mehr als 1.000 zahlenden Kunden gekauft. Der Gerüchte-Zwischenhändler macht allein damit nach eigenen Angaben gut 90.000 Dollar Umsatz pro Monat. Buch wurde zum Bestseller Einträglich ist auch Kaplans Buchveröffentlichung, die in den vergangenen Wochen schnell zum Bestseller wurde. Unter dem auch in Amerika zitierfähigen Titel "F'd Companies: Spectacular Dot-Com Flameouts" sammelte der 26-jährige Autor Kurzberichte zu besonders bizarren Geschäftsmodellen, die in der allgemeinen Web-Hysterie tatsächlich Geldgeber fanden. Da wäre das Möbelversandhaus Furniture.com , das für 2,5 Millionen Dollar zunächst den wichtigen Online-Namen erwarb und dann feststellte, dass der preiswerteste Paketversand keine sperrigen Möbelpakete versendet. Nichts als Spott Nichts als Spott hat Kaplan auch für das Unternehmen iHarvest.com übrig. In seiner kurzen Lebensdauer bot es einen Service an, den niemand brauchte: Auf den iHarvest-Servern sol|ten Kunden jene Websites speichern, die sie im Lauf des Tages besuchten. Diese Speicherfunktion bietet allerdings jeder Webbrowser ohnehin an. "Ich glaube nicht, dass ich jemals eine nutzlosere Firma gesehen habe", so lautet das Fazit Kaplans. Schlussstrich unter erstem Karrierekapitel Vielleicht war dieses Buch aber auch der Schlussstrich unter dem ersten Karrierekapitel des Autors. Die amerikanischen Kritiker haben es einhellig verrissen. Seine berühmte Site betreibt Kaplan zwar mit einer einzigen Hilfskraft noch weiterhin. Aber in der amerikanischen Presse verbreitet er bereits seinen nächsten Berufswunsch: Gerne würde Kaplan Rockstar werden. Unter www.beefsavage.com tritt der Musiker Kaplan bereits als Heavy-Metal-Rockparodie auf. (APA/Tilman Streif/dpa)