1982 veröffentlichte Edwyn Collins mit seinem Quartett Orange Juice einen der bis heute zentralen Klassiker des Brit-Pop. Nach dem Debüt aus dem selben Jahr, dem Album
You Can't Hide Your Love Forever
, perfektionierte Collins auf
Rip It Up
den eklektizistischen Ansatz der Band. Auf wackeligen Füssen stehende und heiter-melancholische Songs im Stile der schrammeligen Gitarren-Sperrigkeit von Lou Reed und Velvet Underground wurden mit süßlichem Gesang, bewusst gekünstelter Pop-Naivität und extrem gemütlich definierter Funkiness gekoppelt. Songs wie das Titelstück oder
I Can't Help Myself
oder
Flesh Of My Flesh
wärmen heute noch das Herz jedes 40-jährigen Independent-Rock-Romantikers. Ebenso wie
Texas Fever
und schließlich
The Orange Juice
, beide aus 1984. Letzteres besticht dank des afrikanischen Schlagzeugers Zeke Manyika vor allem auch durch seine extravagante Polyrhythmik.
Wegen der Egomanie von Edwyn Collins und mangelnder Erfolge brach die Band damals auseinander und meldete tatsächlich wirtschaftlichen Konkurs an. Collins startete eine wechselvolle Solokarriere, die 1989 mit Hope & Despair unter der Mithilfe von Reggae-Legende Dennis Bovell und Aztec Camera-Frontmann Roddy Frame einen frühen Höhepunkt erreichte. Nach weiteren gröberen finanziellen Schwierigkeiten wurde das 1994 produzierte Album Gorgeous George und die Retro-Pop-Single A Girl Like You mit einjähriger Verspätung schließlich zum weltweiten Überraschungshit, den er 1997 mit den Songs von I'm Not Following You, vor allem The Magic Piper (Of Love), und im Vorjahr mit seinem Gastspiel beim Dancefloor-Projekt Playgroup und der Single Medicine Man bestätigen konnte.
Alle Alben von Orange Juice sind derzeit übrigens vergriffen. Eine Schande. Wahrscheinlich braucht die Industrie genügend CD-Rohlinge für die nächste Dummheit von Oasis.
(RONDO, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17.05. 2002)
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