Wien - Entstanden die ersten bakterienähnlichen Lebewesen - wie neuerdings vielfach vermutet - in "Hot vents" (also heißen Quellen, deren aufgeschichtete Kamine auch als "Black Smokers" bezeichnet werden) - oder war es doch ganz anders? In der jüngsten Ausgabe der britischen Wissenschaftszeitschrift "Nature" zweifeln Wissenschafter der Pariser Universite Pierre et Marie Curie die gängige Theorie an, dass die heutigen Bakterien einen gemeinsamen, so genannten hyperthermophilen Vorfahren hatten. Als hyperthermophil bezeichnet die Wissenschaft Organismen, die bei Temperatur über 80 Grad leben. Dazu zählen vor allem Bakterien und Archaebakterien bzw. Archaea. Als Rekordhalter gilt dabei Pyrolobus fumarii, der bis zu einer Temperatur von 113 Grad existieren kann. Auf Grund von genetischer Analysen stellten Biologen Stammbäume der heute lebenden Bakterien auf. Verfolgt man diese Stammbäume bis zum Ursprung, so glaubt man die Natur des ersten Organismus zu kennen. Bisher galt durch Analysen der genannten ribosomalen Erbsubstanz (DNA), dass der Urahn dieser Mikroben ein hyperthermophiles Exemplar gewesen sein muss, dass sich das Leben also in heißen Quellen entwickelte. Genau diesen Stammbaum wollen die Pariser Forscher Celine Brochier und Herve Philippe nun widerlegt haben. In ihrem Dendrogramm der Entwicklung erscheinen die hyperthermophilen Mikroben sogar relativ spät, an der Basis finden sich kalte Arten. Hyperthermophilie wäre damit nicht der Ursprung des Lebens sondern nur eine spätere Anpassung an die extremen Lebensräume heißer Quellen. (APA)