Telekom
Telekom Austria-Aktie nach 1 1/2 Jahren wacker geschlagen
Nach Hauptversammlung am 12. Juni wird Frühzeichnerbonus fällig
Am kommenden Dienstag, 21. Mai, notiert die Aktie der
Telekom Austria (TA)
genau eineinhalb Jahre an der Börse. Das Papier,
das als Volksaktie im Zuge des bisher größten Börsegangs in
Österreich zu 9 Euro auf den Kapitalmarkt gebracht wurde, hat sich
trotz anfänglicher Kursstürze bis unter 6 Euro bisher im Vergleich
zum europäischen Telekom-Index wacker geschlagen. Die TA-Aktie stieg
seit Jahresbeginn 2002 leicht um 1,2 Prozent, während der
Telekom-Index EuroStoxx um 29,4 Prozent zurückging. Heute, Freitag,
Vormittag notierte die TA-Aktie bei 9,25 Euro.
Potenzial
Telekom-Experten bescheinigen der TA-Aktie für die nächsten Monate
großes Kurspotenzial. "Angesichts der erfolgreichen Restrukturierung
und der bevorstehenden Eigentumsveränderungen bei der TA selbst und
bei ihrer Mobilfunktochter Mobilkom Austria sehe ich in den nächsten
drei bis sechs Monaten ein 10 bis 15-prozentiges Kurspotenzial",
meint etwa Erste Bank-Analyst Konrad Sveceny auf APA-Anfrage. Fünf
von acht Analysten empfehlen die Telekom Austria-Aktie derzeit zum
Kauf, die restlichen drei stufen die Aktie auf "Hold".
Italien
Die Telecom Italia, die 29,8 Prozent an der TA und 25 Prozent an
der Mobilkom Austria hält, hatte in den vergangenen Wochen ihre
Rückzugabsichten aus Österreich mehrfach bestätigt. Relativ fix
ausverhandelt ist der Rückkauf des italienischen Mobilkom-Anteils
durch die TA, der weitgehend über die Veräußerung eines Großteils der
TA-Immobilien finanziert werden soll. "Das ist eine gute Lösung. Die
TA tauscht damit die Immobilien, die nicht zum Kerngeschäft gehören,
gegen Kerngeschäft", bemerkte Sveceny. In der Branche wurde zuletzt
über einen Kaufpreis des Mobilkom-Anteils von rund 800 Mill. Euro
spekuliert, was in der TA selbst dementiert wird.
Insider
Voraussichtlich erst im Herbst hingegen wird die Telecom Italia
laut Brancheninsidern über ein secondary public offering zumindest 10
Prozent ihres TA-Anteils auf den Markt bringen. "Damit bekommt das
Management eine bessere Kontrolle über das Unternehmen, und der
Streubesitz würde sich erhöhen, was ebenfalls positiv wäre", meint
Sveceny dazu. Auch ein Börsengang der Mobilkom Austria und damit ein
Aktiensplit bei der TA werden derzeit diskutiert. Derzeit befinden
sich 22,4 Prozent der TA in Streubesitz, 47,8 Prozent hält die ÖIAG.
Historisches
Die TA-Aktien waren am 21. November 2000 zu einem Stückpreis von 9
Euro in den Börsehandel gekommen. Der Ausgabepreis wurde auf Grund
der schon damaligen Börseschwäche am untersten Ende des Preisbandes
von 9 bis 12 Euro festgesetzt. Private Anleger und Mitarbeiter wurden
beim Börsegang zu Vorzugskonditionen - etwa über einen
Frühbucherbonus von 5 Prozent (für bis zu 1.000 Aktien) - bedient,
wodurch samt einem Behaltebonus bis nach der Hauptversammlung am 12.
Juni 2002 in zwei Wochen für das Geschäftsjahr 2001 (Gratisaktien
1:10) mit einem Preisabschlag von insgesamt 15 Prozent ein Preis pro
Aktie von 7,6 Euro statt 9 Euro zu Stande kommt.
In den ersten Monaten nach dem Börsegang stimmte das Papier die
rund 90.000 Privatanleger aber wegen laufender Kursverluste alles
andere als glücklich, die Aktie sank sogar unter 6 Euro und erreichte
bei 5,60 Euro seinen bisherigen Tiefststand. Eine im Nachhinein als
unnötig erachtete Gewinnwarnung zwei Monate nach dem Börsegang sowie
grobe Unstimmigkeiten zwischen TA-Chef Heinz Sundt und ÖIAG-Vorstand
Johannes Ditz, der schließlich sein TA-Aufsichtsratsmandat Ende Juni
zurücklegte, ließen den Kurs weiter absacken. Beflügelt durch
Übernahmefantasien startete die Aktie ab Ende September 2001 aber
einen rasanten Aufstieg. Ab Februar 2002 verzeichnete das Papier
hingegen wieder einen leichten Abwärtstrend.
Gewinn
Punkten will das Unternehmen aber nun nicht nur mit dem jüngsten
Eigentümerspekulationen sondern auch mit nachhaltigen operativen
Gewinnen. 2001 hatte die Gruppe (inklusive Mobilkom) operativ
erstmals wieder schwarze Zahlen geschrieben und das Betriebsergebnis
(EBIT) von minus 37,0 Millionen Euro auf plus 106,1 Millionen Euro gedreht.
Für die TA-Aktionäre besteht derzeit aber wenig Hoffnung auf eine
Gewinnbeteiligung. Bisher eine Ausschüttung verweigernd hat der
TA-Vorstand auch für das Jahr 2002 bereits eine Dividende
ausgeschlossen. Laut jüngsten Aussagen von TA-Finanzchef Stefano
Colombo wird es "aller Voraussicht nach" erst im Jahr 2004 für das
Geschäftsjahr 2003 eine Dividende geben.
(APA)