Am kommenden Dienstag, 21. Mai, notiert die Aktie der Telekom Austria (TA) genau eineinhalb Jahre an der Börse. Das Papier, das als Volksaktie im Zuge des bisher größten Börsegangs in Österreich zu 9 Euro auf den Kapitalmarkt gebracht wurde, hat sich trotz anfänglicher Kursstürze bis unter 6 Euro bisher im Vergleich zum europäischen Telekom-Index wacker geschlagen. Die TA-Aktie stieg seit Jahresbeginn 2002 leicht um 1,2 Prozent, während der Telekom-Index EuroStoxx um 29,4 Prozent zurückging. Heute, Freitag, Vormittag notierte die TA-Aktie bei 9,25 Euro. Potenzial Telekom-Experten bescheinigen der TA-Aktie für die nächsten Monate großes Kurspotenzial. "Angesichts der erfolgreichen Restrukturierung und der bevorstehenden Eigentumsveränderungen bei der TA selbst und bei ihrer Mobilfunktochter Mobilkom Austria sehe ich in den nächsten drei bis sechs Monaten ein 10 bis 15-prozentiges Kurspotenzial", meint etwa Erste Bank-Analyst Konrad Sveceny auf APA-Anfrage. Fünf von acht Analysten empfehlen die Telekom Austria-Aktie derzeit zum Kauf, die restlichen drei stufen die Aktie auf "Hold". Italien Die Telecom Italia, die 29,8 Prozent an der TA und 25 Prozent an der Mobilkom Austria hält, hatte in den vergangenen Wochen ihre Rückzugabsichten aus Österreich mehrfach bestätigt. Relativ fix ausverhandelt ist der Rückkauf des italienischen Mobilkom-Anteils durch die TA, der weitgehend über die Veräußerung eines Großteils der TA-Immobilien finanziert werden soll. "Das ist eine gute Lösung. Die TA tauscht damit die Immobilien, die nicht zum Kerngeschäft gehören, gegen Kerngeschäft", bemerkte Sveceny. In der Branche wurde zuletzt über einen Kaufpreis des Mobilkom-Anteils von rund 800 Mill. Euro spekuliert, was in der TA selbst dementiert wird. Insider Voraussichtlich erst im Herbst hingegen wird die Telecom Italia laut Brancheninsidern über ein secondary public offering zumindest 10 Prozent ihres TA-Anteils auf den Markt bringen. "Damit bekommt das Management eine bessere Kontrolle über das Unternehmen, und der Streubesitz würde sich erhöhen, was ebenfalls positiv wäre", meint Sveceny dazu. Auch ein Börsengang der Mobilkom Austria und damit ein Aktiensplit bei der TA werden derzeit diskutiert. Derzeit befinden sich 22,4 Prozent der TA in Streubesitz, 47,8 Prozent hält die ÖIAG. Historisches Die TA-Aktien waren am 21. November 2000 zu einem Stückpreis von 9 Euro in den Börsehandel gekommen. Der Ausgabepreis wurde auf Grund der schon damaligen Börseschwäche am untersten Ende des Preisbandes von 9 bis 12 Euro festgesetzt. Private Anleger und Mitarbeiter wurden beim Börsegang zu Vorzugskonditionen - etwa über einen Frühbucherbonus von 5 Prozent (für bis zu 1.000 Aktien) - bedient, wodurch samt einem Behaltebonus bis nach der Hauptversammlung am 12. Juni 2002 in zwei Wochen für das Geschäftsjahr 2001 (Gratisaktien 1:10) mit einem Preisabschlag von insgesamt 15 Prozent ein Preis pro Aktie von 7,6 Euro statt 9 Euro zu Stande kommt. In den ersten Monaten nach dem Börsegang stimmte das Papier die rund 90.000 Privatanleger aber wegen laufender Kursverluste alles andere als glücklich, die Aktie sank sogar unter 6 Euro und erreichte bei 5,60 Euro seinen bisherigen Tiefststand. Eine im Nachhinein als unnötig erachtete Gewinnwarnung zwei Monate nach dem Börsegang sowie grobe Unstimmigkeiten zwischen TA-Chef Heinz Sundt und ÖIAG-Vorstand Johannes Ditz, der schließlich sein TA-Aufsichtsratsmandat Ende Juni zurücklegte, ließen den Kurs weiter absacken. Beflügelt durch Übernahmefantasien startete die Aktie ab Ende September 2001 aber einen rasanten Aufstieg. Ab Februar 2002 verzeichnete das Papier hingegen wieder einen leichten Abwärtstrend. Gewinn Punkten will das Unternehmen aber nun nicht nur mit dem jüngsten Eigentümerspekulationen sondern auch mit nachhaltigen operativen Gewinnen. 2001 hatte die Gruppe (inklusive Mobilkom) operativ erstmals wieder schwarze Zahlen geschrieben und das Betriebsergebnis (EBIT) von minus 37,0 Millionen Euro auf plus 106,1 Millionen Euro gedreht. Für die TA-Aktionäre besteht derzeit aber wenig Hoffnung auf eine Gewinnbeteiligung. Bisher eine Ausschüttung verweigernd hat der TA-Vorstand auch für das Jahr 2002 bereits eine Dividende ausgeschlossen. Laut jüngsten Aussagen von TA-Finanzchef Stefano Colombo wird es "aller Voraussicht nach" erst im Jahr 2004 für das Geschäftsjahr 2003 eine Dividende geben. (APA)