Wien - "Es sollte bei der Organisationsdiskussion der Universität nicht
aus dem Auge verloren werden, dass die Diskussion nicht Selbstzweck ist,
sondern die Organisation sollte der Universität, ihren Angehörigen und der
Gesellschaft dienen", erklärte SPÖ-Wissenschaftssprecher Erwin
Niederwieser in seiner Einleitung am Donnerstag Abend in der Zukunftswerkstätte.
Diskutiert haben Andrea Mautz, Vorsitzende der Österreichischen
HochschülerInnenschaft, Gerhard Riemer, Industriellenvereinigung, Ronald
Scheucher, Unternehmensberatung Simon Kucher & Partners und Georg
Winckler, Rektor der Universität Wien. Moderiert hat die Veranstaltung
SPÖ-Wissenschaftssprecher Erwin Niederwieser. Es sei die Frage zu stellen,
ob die Reformvorschläge dem Anspruch einer modernen, weltoffenen Uni
gerecht werden, so Niederwieser.
Mautz: Keine qualitativ hochwertige Ausbildung für alle gewährleistet
Andrea Mautz stellte fest, eine Universität sei weltoffen, wenn sie für
die offen ist, die sie besuchen. Wenn man bedenke, dass ausländische
Studierende die doppelte Studiengebühr zahlen müssen, könne man nicht von
weltoffen sprechen, kritisierte Mautz. Dies gebe Österreich keinen guten
Ruf im Ausland. "Sobald der Bildungsbereich geöffnet, privatisiert wird,
geht es hin zur Elitenausbildung, zur Ausbildung für wenige, zu
marktabhängiger Auftragsforschung", so Mautz. Die Entwicklung gehe weg von
einer gebührenfreien, qualitativ hochwertigen Massenuniversität hin zu
Bildungsunternehmen, wo die Studierenden und die Institution an sich dem
freien Spiel von Angebot und Nachfrage ausgesetzt seien, erklärte die
ÖH-Vorsitzende. Diese Regierung sei auf keinen Fall bereit, dem was
entgegenzusetzen, sie sei nicht bereit, eine qualitativ hochwertige
Ausbildung für alle zu gewährleisten, kritisierte Mautz.
Riemer: Reform bringt Wettbewerbsfähigkeit
Die Universitätsreform werde die Unilandschaft von außen und innen
wettbewerbsfähiger machen, erklärte Gerhard Riemer von der
Industriellenvereinigung. Es müssten Strategien und Ziele formuliert
werden und es werde Leistungsvereinbarungen geben müssen, denn es sei
Tatsache, dass Österreich die teuersten AbsolventInnen Europas habe, so
Riemer. Bildung sollte bis zur Matura gebührenfrei und kostenlos sein,
danach sei aber ein Selbstbehalt gerechtfertigt, verteidigte Riemer die
Studiengebühren. Abzustellen sei auch, dass es Universitätsinstitute gebe,
die wenig StudentInnen und AbsolventInnen haben, und darüber hinaus keine
Erfolge in der Forschung vorweisen können, so Riemer.
Scheucher: StudentInnen als KundInnen
"Universitäten müssen als Unternehmen gesehen werden", forderte Ronald
Scheucher. Wesentlicher Punkt dabei sei die Kundenorientierung der
Universitäten, StudentInnen sollten als KundInnen angesehen werden, so der
Unternehmensberater. Wichtig sei auch, dass Ziele für ein
Wissensunternehmen formuliert würden, denn ein/e Bildungssuchende/r kann
zwischen verschiedenen Möglichkeiten wählen, etwa Uni oder Fachhochschule,
erklärte Scheucher. Er sehe in der Reform zwar Potential, aber auch
Schwächen, nämlich in der studentischen Mitbestimmung, die Studierenden
sollten stärker beim Uni-Rat mitbestimmen können, schlug Scheucher vor.
Als wesentliche Schwäche der Reform bezeichnete Scheucher, dass das
Uni-Personal in keiner Weise in dem Papier genannt werde. Die
Administration sei aber ein wesentlicher Teil des Erfolgs eines
Unternehmens, so Scheucher.
Winckler: Vielfalt vermisst
Georg Winckler betonte, dass es für eine Universität unabdingbar sei,
Strukturen zu haben, die es ihr ermöglichen, strategisch zu agieren. "Eine
vom Ministerium gesteuerte Uni macht wenig Sinn", stellte der Rektor der
Uni Wien klar. Es sollte auch möglich sein, dass es Universitäten gebe,
die sich mehr auf die Forschung konzentrieren, andere, die mehr in
Richtung Fachhochschule gehen. Es sollte ein Rahmen geschaffen werden, der
Vielfalt zulasse. "Ich vermisse hier die Flexibilität im UOG", so
Winckler. (red)