Nahost
UNO-Hilfswerk warnt Israel vor Einrichtung von Pufferzonen
Bei israelischer Militäraktion in Jenin im April sollen mindestens 54 Palästinenser ums Leben gekommen sein
Genf - Das UNO-Hilfswerk für Palästina-Flüchtlinge
(UNRWA) hat Israel vor der Einrichtung von Pufferzonen zu den
Palästinensergebieten gewarnt. Damit drohe Hilfsoperationen ein
vollständiger Stillstand, sagte UNRWA-Leiter Peter Hansen am Freitag
in Genf. Zugleich bezeichnete Hansen die neuen Kämpfe im
palästinensischen Flüchtlingslager von Jenin als enttäuschend.
Mitarbeiter berichteten von heftigen Gefechten und starken
Explosionen, sagte er. Zuvor habe es bemerkenswerte Fortschritte beim
Wiederaufbau des Flüchtlingslagers gegeben. Bei der israelischen Militäraktion im vergangenen Monat im Lager
von Jenin sind nach Angaben Hansens mindestens 54 Palästinenser ums
Leben gekommen. Nach einer Befragung von 2.000 der rund 3.000
palästinensischen Familien sei die Zahl der Vermissten bei weitem
nicht so hoch wie ursprünglich angenommen. Für 800 Familien, deren
Häuser bei den Kämpfen zerstört worden seien, müssten neue
Unterkünfte gebaut werden. Hunderte von anderen Gebäuden seien
teilweise schwer beschädigt worden, sagte Hansen. Die Kosten in Höhe
von 35 bis 40 Millionen US-Dollar (39 bis 44 Millionen Euro) für den
Wiederaufbau übernehme der Emir von Abu Dhabi.
Die UNO-Hilfsorganisationen hatten zuvor für den Wiederaufbau der
zerstörten Infrastruktur in den Palästinensergebieten 361 Millionen
US-Dollar (397 Millionen Euro) veranschlagt.
Die von der israelischen Armee verursachten Schäden in
UNRWA-Einrichtungen bezifferte Hansen auf 3,8 Millionen US-Dollar
(4,2 Millionen Euro). Die Soldaten hätten dabei ein Verhalten an den
Tag gelegt, "das man von einer disziplinierten Armee nicht erwartet
hätte". In den Unterrichtsräumen hätten israelische Soldaten
blindlings um sich geschossen. Die Flure seien für die Notdurft
benutzt worden. Medikamente, Impfstoffe und Mobiliar seien mutwillig
zerstört worden. Die UNRWA-Schulen seien keine legitimen Ziele
gewesen, die ein Eindringen der Armee gerechtfertigt hätten, sagte
Hansen.
Hansen berichtete weiter, dass die israelische Armee "ein wenig"
mit der Zusammenarbeit beginne. Dennoch gebe es weitere
Behinderungen. So habe Israel beispielsweise verboten, 60 leere
Container aus dem Gazastreifen herauszubringen. Den Hilfsoperationen
drohe damit ein großer Engpass.(APA/dpa)