Genf - Das UNO-Hilfswerk für Palästina-Flüchtlinge (UNRWA) hat Israel vor der Einrichtung von Pufferzonen zu den Palästinensergebieten gewarnt. Damit drohe Hilfsoperationen ein vollständiger Stillstand, sagte UNRWA-Leiter Peter Hansen am Freitag in Genf. Zugleich bezeichnete Hansen die neuen Kämpfe im palästinensischen Flüchtlingslager von Jenin als enttäuschend. Mitarbeiter berichteten von heftigen Gefechten und starken Explosionen, sagte er. Zuvor habe es bemerkenswerte Fortschritte beim Wiederaufbau des Flüchtlingslagers gegeben. Bei der israelischen Militäraktion im vergangenen Monat im Lager von Jenin sind nach Angaben Hansens mindestens 54 Palästinenser ums Leben gekommen. Nach einer Befragung von 2.000 der rund 3.000 palästinensischen Familien sei die Zahl der Vermissten bei weitem nicht so hoch wie ursprünglich angenommen. Für 800 Familien, deren Häuser bei den Kämpfen zerstört worden seien, müssten neue Unterkünfte gebaut werden. Hunderte von anderen Gebäuden seien teilweise schwer beschädigt worden, sagte Hansen. Die Kosten in Höhe von 35 bis 40 Millionen US-Dollar (39 bis 44 Millionen Euro) für den Wiederaufbau übernehme der Emir von Abu Dhabi. Die UNO-Hilfsorganisationen hatten zuvor für den Wiederaufbau der zerstörten Infrastruktur in den Palästinensergebieten 361 Millionen US-Dollar (397 Millionen Euro) veranschlagt. Die von der israelischen Armee verursachten Schäden in UNRWA-Einrichtungen bezifferte Hansen auf 3,8 Millionen US-Dollar (4,2 Millionen Euro). Die Soldaten hätten dabei ein Verhalten an den Tag gelegt, "das man von einer disziplinierten Armee nicht erwartet hätte". In den Unterrichtsräumen hätten israelische Soldaten blindlings um sich geschossen. Die Flure seien für die Notdurft benutzt worden. Medikamente, Impfstoffe und Mobiliar seien mutwillig zerstört worden. Die UNRWA-Schulen seien keine legitimen Ziele gewesen, die ein Eindringen der Armee gerechtfertigt hätten, sagte Hansen. Hansen berichtete weiter, dass die israelische Armee "ein wenig" mit der Zusammenarbeit beginne. Dennoch gebe es weitere Behinderungen. So habe Israel beispielsweise verboten, 60 leere Container aus dem Gazastreifen herauszubringen. Den Hilfsoperationen drohe damit ein großer Engpass.(APA/dpa)