Er sagte das gestern auch den deutschen Journalisten, die übrigens nicht wussten, dass Krankl fünf Monate lang die Kölner Fortuna trainiert hatte. Die Lücke wurde deshalb geöffnet, weil er freundlicherweise sagte, es sei schön, wieder den Kölner Dom zu sehen. Worauf einer fragte: Wieso wieder, waren sie schon da? Kurze Erklärung: Das Team ist in Köln untergebracht, fährt nur zur Arbeit ins nahe, nicht unbedingt schmucke Leverkusen.
Immerhin haben sie auch hier den 15. Juni 1978 in Córdoba nicht vergessen, als Krankl beim 3:2 gegen Deutschland zweimal netzte. Er stritt aber ab, dass es sich um ein Rendezvous mit der Geschichte handelt. "Das ist vorbei, eine schöne Erinnerung. Für euch halt eine hässliche." Natürlich hatte er mit diesem Thema gerechnet, vermutlich hat er sich innerlich bauchgepinselt gefühlt. Zu recht, das war ja wirklich nicht übel und vor allem bleibend. Ob Leverkusen ein Ereignis wird, sei dahingestellt. Krankl: "Ich bin optimistischer Realist. Oder realistischer Optimist. Ich sage nicht, dass wir gewinnen, das wäre kühn. Ich sage aber auch nicht, dass wir verlieren."
Den Weg fortsetzen
Er habe die absolut notwendige Wettkampfnervosität ins Trainerdasein rübergerettet. "Obwohl du am Spielfeldrand schon ein armer Hund bist." Von seiner Mannschaft erwarte er ein selbstbewusstes, positives, kämpferisches Auftreten. "Was dann tatsächlich rauskommt, wird man sehen. Wir sind jung, willig, aggressiv." Der eingeschlagene Weg werde, wurscht wie dieses konkrete Match auch enden mag, fortgesetzt. "Es geht um den Umbau. Das ist gar keine so tolle Idee von mir, ich habe keine andere Chance. Ich muss das tun, weil sonst geht der österreichische Fußball verloren. Aber ohne Risiko funktioniert nix. Ich bin Anhänger der Philosophie, dass man nicht unbedingt die besten Spieler einberufen soll, sondern jene, die am besten zusammenpassen."