Madrid - Die Europäische Union will die Beziehungen zu den ärmsten Ländern Lateinamerikas auf eine neue Basis stellen. Der spanische Außenminister Josep Pique sagte am Samstag vor Journalisten in Madrid, die EU und die am stärksten von der globalen Wirtschaftsschwäche betroffenen Staaten hätten sich auf eine "erneuerte Agenda" geeinigt, die schließlich in einem Freihandelsabkommen münden solle. Pique sprach von einem neuen Rahmen für die Beziehungen zu Panama, Guatemala, El Salvador, Honduras, Nicaragua und Costa Rica. Der nicaraguanische Außenminister Norman Jose Caldera räumte ein, vor dem EU-Lateinamerika-Gipfel in Madrid habe es Schwierigkeiten in den Beziehungen zur EU gegeben. Der peruanische Präsident Alejandro Toledo hatte die Union gewarnt, mit protektionistischen Maßnahmen dem Drogenhandel und Terrorismus Vorschub zu leisten. Peru gehört zur Anden-Gruppe, die so schnell wie möglich Gespräche mit der EU über ein Handelsabkommen aufnehmen will. Ein ähnliches Abkommen hatte die Union während des Gipfels mit Chile abgeschlossen; es räumt dem Land Handelserleichterungen im Volumen von 8,6 Milliarden Euro ein. Vor zwei Jahren hatte die EU bereits einen solchen Vertrag mit Mexiko vereinbart. Die EU wollte am Samstagabend mit der Anden-Gruppe zu einem getrennten Gespräch zusammenkommen. Friedliche Proteste An dem zweitägigen EU-Lateinamerika-Gipfel in Madrid nahmen insgesamt 48 Staats- und Regierungschefs teil. Österreich war durch Bundeskanzler Wolfgang Schüssel und Außenministerin Benita Ferrero-Waldner vertreten. Nahezu 2.000 Globalisierungsgegner hatten am Freitagabend am Rande des Gipfels friedlich protestiert. Die Demonstranten zogen unter den dumpfen Klängen von Trommeln durch die Innenstadt. Sie skandierten gegen die Globalisierung gerichtete Slogans und trugen Transparente mit entsprechenden Aufschriften. Redner warfen den Gipfelteilnehmern vor, die Verbreitung des Kapitalismus in der Welt zu fördern. Der venezolanische Präsident Hugo Chavez hat seinerseits den Sinn internationaler Gipfelkonferenzen in Frage gestellt. "Wir halten einen Gipfel nach dem anderen ab, aber unsere Völker leben ständig am Rande des Abgrunds", sagte der Staatschef am Samstag beim Gipfeltreffen der Europäischen Union und Lateinamerikas in Madrid. Vor zwei Jahren sei auf einer UNO-Weltkonferenz beschlossen worden, die Armut zu reduzieren. "Nun sind zwei Jahre vergangen, aber die Armut nimmt weiterhin zu." Auch der Gipfel in Madrid habe die eigentlichen Probleme nicht angepackt. Die Abhaltung solcher Gipfeltreffen müsse neu überdacht werden, so Chavez. (APA/AP/dpa)