Ein Blick aus der Vogelperspektive zeigt, dass die Wiener Dächerlandschaft im Vergleich zu anderen Städten - etwa Paris oder Basel - nur wenige grüne Oasen aufweist. Dabei lässt sich schon mit wenig Aufwand ein Wohnzimmer im Freien schaffen. Rund 2000 Dachgärten gibt es derzeit in Wien, Tendenz steigend. Denn "mit Zimmern im Freien wächst der persönliche Freiraum", ist Daniel Zimmermann vom Landschaftsarchitekturbüro 3:0 überzeugt, und der werde gerade im dicht verbauten Raum immer wichtiger. Auch das Klischee, Dachgärten seien etwas Elitäres, verschwinde allmählich: Schon ab rund 70 Euro pro Quadratmeter lässt sich eine "Kiesgstätten" in luftiger Höhe in einen grünen Sitzplatz verwandeln - vorausgesetzt, die baupolizeiliche Widmung und die Statik des Daches erlauben es. "Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Bepflanzung in Trögen und am Boden", erklärt Gerold Steinbauer, Experte für Dachbegrünung in Wien. "Bei Gesamtflächen bis 30 Quadratmeter sind Pflanzgefäße sicher sinnvoller als eine fixe Begrünung." Das heißt aber nicht, dass deshalb nicht echtes Gartenflair entstehen kann: Man muss nur darauf achten, Pflanzen auszusuchen, die den speziellen Standortanforderungen gerecht werden - also Frost, Hitze und Wind aushalten. Dekorative Stauden sind etwa Lavendel (Duft!), Glockenblume und Taglilie, bei Kletterpflanzen bieten sich Clematis, Glyzine oder Geißblatt an. Geeignete Gehölze sind z. B. Kissenmispel oder Sommerflieder, Lebensbaum oder Zwergwacholder. (Eine gute Übersicht gibt der neu erschienene Band "Terrassenträume. Gestalten mit Kübelpflanzen", blv, EURO 20,60) Ebenso wie die Pflanzen sorgt auch das gewählte Bodenmaterial für den individuellen Charakter eines Dachgartens. "Der sollte aber nicht nur vom individuellen Geschmack abhängen, sondern auch davon, wie die Fläche genutzt werden soll", rät Zimmermann, denn: "Möglich ist auf jedem Dach alles." Es sei nur eine Preisfrage. (Marie-Therese.Gudenus, DER STANDARD Print-Ausgabe 18./19./20. Mai 2002)