Hanoi - Mehr als 49 Millionen Vietnamesen sind am
Sonntag zur Wahl eines neuen Parlaments aufgerufen. Bei der
Abstimmung am 112. Geburtstag von Staatsgründer Ho Chi Minh bewerben
sich 759 Kandidaten für die knapp 500 Parlamentssitze. Nur 13
Kandidaten gelten offiziell als "unabhängig". Weitere 125
Wahlvorschläge betreffen zwar Bewerber, die offiziell nicht Mitglied
der seit einem halben Jahrhundert herrschenden Kommunistischen Partei
Vietnams sind; sie stehen aber gleichwohl in deren Abhängigkeit. So
erwarten Beobachter als Ergebnis des Urnengangs vor allem eine
Verjüngung des Parlaments und einige wenige Abgeordnete ohne
kommunistischen Parteiausweis mehr auf den Parlamentsbänken.
Die Wahlbüros öffnen um 7.00 Uhr (02.00 Uhr MESZ). Im
Einparteiensystem der sozialistischen Republik werden die Kandidaten
von einer von der KP kontrollierten Dachorganisation, der
Vaterlandsfront, zugelassen. Um ein fünfjähriges Abgeordnetenmandat
bewerben sich auch 14 Unternehmer. Beobachter sehen darin ein
Zeichen, dass die Partei privatwirtschaftliche Initiativen anerkennt.
Im vergangenen Jahr war in die Verfassung die Formulierung
aufgenommen worden, dass der Privatsektor "ein integraler Bestandteil
der nationalen Wirtschaft ist". Eine der wichtigsten Aufgaben des
neuen Parlaments wird eine umfassende Reform des Rechtssystems sein.
Die Nationalversammlung erhielt zuletzt mehr Unabhängigkeit,
Gesetzesinitiativen gehen aber noch immer meist von der Partei aus. (APA/AP)