Dublin - Nach der Neuauszählung der Stimmen eines Wahlkreises hat die Partei des irischen Ministerpräsidenten Bertie Ahern am Montag einen weiteren Sitz hinzugewonnen. Die konservative Fianna Fail erreichte damit bei der Parlamentswahl von Freitag 81 von 166 Mandaten im Dail von Dublin. Wegen des extrem knappen Ausgangs der Wahl in dem Bezirk der Stadt Cork wurde jedoch für Dienstag eine weitere Auswertung der Stimmzettel angesetzt. Eine erste Zählung hatte den Sitz mit drei Stimmen Vorsprung einer Kandidatin zugesprochen, die sich für die Rechte autistischer Kinder einsetzt. Bei der Neuauszählung lag ihr Konkurrent von der Regierungspartei mit zwei von rund 8.800 abgegebenen Stimmen in Führung. Der Ausgang der Auszählung könnte Einfluss auf die Koalitionsgespräche Aherns zur Bildung einer neuen Regierung haben. Für seine Wiederwahl benötigt er die Unterstützung von mindestens 83 Abgeordneten. Ahern will in der kommenden Woche Gespräche mit seinem bisherigen Koalitionspartner, den Progressiven Demokraten, und einer Gruppe unabhängiger Abgeordneter aufnehmen. Beobachter halten es für möglich, dass der Regierungschef auf die Zusammenarbeit mit den Progressiven Demokraten verzichten könnte, wenn seine eigene Partei auf 81 Sitze käme. Gegenseitige Gratulationen Ahern und PD-Chefin Mary Harney trafen am Sonntag zusammen, ohne jedoch offizielle Koalitionsgespräche zu führen. "Wir haben uns nur gegenseitig gratuliert", sagte der Premier. "Ich habe keinen Zweifel, dass wir uns nochmals unterhalten werden. Wir haben viele Möglichkeiten, aber die PD ist unser bevorzugter Partner", erklärte er. Über eine Fortsetzung der Koalition entscheidet möglicherweise, wie viele Ministerposten die PD fordern, die sechs Sitze erhielten. "Es könnte sein, dass Fianna Fail eine Abmachung mit den Unabhängigen trifft, unter denen viele ehemalige Fianna-Fail-Mitglieder sind", sagte Harney dem Rundfunksender RTE. Auch die bisherige Minderheitsregierung war auf die Unterstützung der Unabhängigen angewiesen. Diese kamen bei der Wahl am Freitag auf mindestens 14 Sitze. Der prominenteste künftige Sinn-Fein-Abgeordnete, Martin Ferris, versprach, sich für die Schaffung eines vereinigten Irlands einzusetzen. Der ehemalige IRA-Kämpfer saß zehn Jahre im Gefängnis. Ahern schloss eine Koalition mit der Sinn Fein aus, solange die IRA nicht vollständig entwaffnet sei. Auch Harney lehnte eine Zusammenarbeit mit Sinn Fein ab. "Sie können nicht gleichzeitig eine demokratische Partei sein und eine Privatarmee unterhalten", sagte die PD-Chefin. Schwere Niederlage für Oppositionspartei Fine Gael Die Oppositionspartei Fine Gael erlitt bei der Wahl eine schwere Niederlage: Sie rutschte von 54 auf 31 Sitze ab. Parteiführer Michael Noonan, der erst im Vorjahr Ex-Premier John Brutun als Parteichef abgelöst hatte, erklärte am Samstagabend seinen Rücktritt. "Ich habe mein Bestes gegeben, aber als Parteivorsitzender muss man die Verantwortung für das Wahlergebnis übernehmen", erklärte er. Das Ergebnis übertreffe "unsere schlimmsten Befürchtungen." Enttäuschend verlief die Wahl auch für die linksgerichtete Labour Party. Labour kam laut Zwischenergebnis auf 21 Sitze. Die irischen Grünen erhöhten ihre Mandate von zwei auf sechs. (APA/AP/dpa/Reuters)