Nahost
Unklarheit über Vorgehen der Hamas
Radikale Palästinenser erwägen Einstellung von Selbstmordattentaten
Kairo/Damaskus/Riad - Mehrere Palästinenser-Gruppen
erwägen nach eigenen Angaben die Einstellung von Selbstmordattentaten
auf Zivilisten in Israel. Nach der radikal-islamischen Organisation
Hamas erklärte am Sonntag auch die Demokratische Front zur Befreiung
Palästinas (DFLP), sie werde künftig nur noch israelische Soldaten
und Siedler angreifen. Die DFLP wolle Israels Ministerpräsidenten
Ariel Sharon keinen Vorwand für seine Militäraktionen gegen die
Palästinenser liefern, sagte der Generalsekretär der radikalen
Organisation am Sonntag in Damaskus. Sollte die israelische Armee
jedoch erneut Zivilisten angreifen, behalte sich die DFLP
"Vergeltungsmaßnahmen" auch gegen israelische Zivilisten vor. Unklarheit herrscht momentan noch über eine ähnliche Ankündigung
der Hamas. Auf der einen Seite kündigte die Bewegung am Wochenende
die Fortsetzung aller Formen des Widerstandes an. Gleichzeitig
deutete ihr geistiger Führer, Scheich Ahmed Yassin, an, dass sich der
bewaffnete Arm der Hamas in Israel künftig auf Angriffe gegen
militärische Ziele beschränken wolle, falls Israel seinerseits das
Töten von palästinensischen Zivilisten einstelle. In einem Interview
mit der saudiarabischen Zeitung "Al Jazeera" (Samstag-Ausgabe) sagte
er: "Wir sind die ersten, die das Töten von Zivilisten ablehnen, und
wir hatten uns entschlossen, uns an diese Politik zu halten, aber die
israelische Armee hat Massaker an unserem Volk verübt in Jenin und an
anderen Orten. Deshalb müssen wir uns auf ihre Methoden einstellen."
Dialog
Das Hamas-Mitglied Ismail Abu Shanab bestätigte in einem am
Sonntag von der saudiarabischen Zeitung "Al Watan" veröffentlichten
Interview indirekt Berichte über einen Dialog der Hamas mit der
Autonomiebehörde von Präsident Yasser Arafat und unter der
Schirmherrschaft Saudiarabiens über die Frage der
Selbstmordattentate. "Hamas fürchtet den Dialog nicht, sondern
fördert ihn sogar, sei es intern oder mit anderen Arabern oder
Moslems", sagte er. Es sei aber noch zu früh, um schon Einzelheiten
dieses Dialogs preiszugeben. Offen ließ Abu Shanab auch, ob sich
Hamas an den von Arafat angekündigten Wahlen beteiligen wird.
Nach dem jüngsten Besuch des saudiarabischen Kronprinzen Abdullah
Bin Abdelaziz in Texas waren Berichte über eine Vereinbarung beider
Seiten über eine künftige "Arbeitsteilung" im Nahost-Konflikt
durchgesickert. Danach wolle die US-Regierung Israel dazu bringen,
bereits geschlossene Verträge mit den Palästinensern zu respektieren.
Saudiarabien wolle seinerseits die Terroranschläge durch radikale
Palästinenser stoppen. (APA/dpa)