Wirtschaft
Deutsche Tarifgespräche: Urabstimmung bei den Metallern
Warnstreiks im Einzelhandel - Entscheidende Runde bei Druckindustrie
Frankfurt - In Baden-Württemberg haben am Dienstag rund
250.000 Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie mit der
Urabstimmung über den vergangene Woche vereinbarten Tarifabschluss
begonnen. Unterdessen kündigte sich im Einzelhandel ein neuer
Arbeitskampf an: Die Gewerkschaft ver.di rief für Mittwoch zu
Warnstreiks bei Karstadt auf. In der Druckindustrie forderten beide
Tarifparteien ein Entgegenkommen der Verhandlungspartner; im
Baugewerbe ging die Schlichtung in die zweite Runde. Bei der Abstimmung im Metall-Pilotbezirk Baden-Württemberg
zeichnete sich eine rege Beteiligung ab. Die Große Tarifkommission
der baden-württembergischen IG Metall hatte sich schon in der
vergangenen Woche mit großer Mehrheit für den Abschluss
ausgesprochen. Bei der Urabstimmung ist eine Zustimmung von mehr als
25 Prozent nötig, um den Tarifkonflikt im Südwesten endgültig
beizulegen. Das Ergebnis soll am Mittwochabend bekannt gegeben
werden. Die Tarifparteien hatten sich auf Entgelterhöhungen von vier
Prozent mehr Lohn ab Juni und 3,1 Prozent ab Juni nächsten Jahres
geeinigt.
In Berlin-Brandenburg will die Tarifkommission der Metaller am
Mittwoch über die Annahme des Abschlusses befinden. Die Arbeitgeber
stimmten der Vereinbarung am Dienstag nachmittag zu. In Sachsen
legten Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie die Arbeit
nieder, um der Forderung nach Übernahme des Ergebnisses von
Berlin-Brandenburg Nachdruck zu verleihen. Der Verband der
sächsischen Metall- und Elektroindustrie (VSME) lehne dies bisher ab,
sagte ein IG-Metall-Sprecher.
Warnstreiks im Einzelhandel
Mit den Warnstreiks im Einzelhandel will die Gewerkschaft nach
eigenen Angaben gegen den schleppenden Verlauf der Tarifverhandlungen
protestieren. Der ver.di-Verhandlungsführer in Hessen, Bernhard
Schiederig, sagte, durch den Tarifabschluss in der Metallindustrie
seien die Beschäftigten motiviert, für höhere Löhne auch zu streiken.
Vor der vermutlich entscheidenden Verhandlungsrunde in der
Druckindustrie am Mittwoch rief der Arbeitgeberverband bvdm ver.di
auf, von ihrer Mindestforderung von 3,6 Prozent abzurücken; letztes
Angebot der Arbeitgeber war ein Korridor von 2,5 bis 2,8 Prozent mit
einer Laufzeit von weniger als 24 Monaten. Ver.di lehnt dies ab und
drohte mit einem Streik und Aktionen auch im Zusammenhang mit der
Fußballweltmeisterschaft.
Als Schlichter im Tarifkonflikt des Bauhauptgewerbes empfing der
CDU-Politiker Heiner Geißler die Tarifpartner am Dienstag am Münchner
Flughafen. "Wir werden heute nicht fertig werden", betonte der
Unionspolitiker. Die Verhandlungen sollen nächsten Dienstag in Berlin
fortgesetzt werden. (APA)