Mit KPNQwest hat die Krise der Betreiber von Glasfaserkabelnetzen einen neuen Höhepunkt. KPNQwest - wie alle Datenkommunikationsanbieter hoch verschuldet - musste diese Woche einen erheblichen Finanzierungsengpass bekannt geben."Total ausgetrocknet" "Das Geschäft ist total ausgetrocknet", sagt dazu Piers Schreiber von KPNQwest. Einerseits hätten viele Telekommunikationsunternehmen in den letzten Jahren begonnen, selbst Netze aufzubauen; andererseits seien namhafte Abnehmer von Datendienstleistungen vom Markt verschwunden oder aufgekauft worden. Cashflow-Probleme Das schnelle Makeln von gerade verfügbaren Bandbreiten - oft über internationale Clearinghäuser - war aber weltweit zu einem auf Cash basierenden Geschäft geworden. Mit der zurückgehenden Nachfrage hatte KPNQwest auch prompt Cashflow-Probleme bekommen. Der Finanzierungsbedarf für das Jahr 2002 sei nicht gesichert, teilte das in Amsterdam gelistete Unternehmen mit. Man sei deshalb auf der Suche nach einem strategischen Investor, erklärt Schreiber, sollten nicht Banken, Aktionäre oder der amerikanische Eigner Qwest einspringen. Diese haben aber bereits abgewunken. Sinkende Kurse Auch Konkurrenten wie Cable & Wireless oder WorldCom leiden an der weltweiten Überkapazität an Glasfasernetzen, allesamt grundeln die Aktienkurse am Boden. Ver- schärft wird der Überhang durch neuere Übertragungstechniken, die den Transport von Datenpaketen und Telefongesprächen erleichtern. "Immer schwieriger" "Es wird immer schwieriger, die enormen Investitionen zurückzubekommen", sagt Fritz Treiber, Managing Director von Colt Austria, die allein in Österreich Glasfaserkabel im Wert von 52 Mio. Euro verbuddelt haben. Allerdings habe sich das Business-Konzept von Colt gerade in dieser schwierigen Zeit bewährt: Die in London notierte Colt setzt nur auf große Geschäftskunden, baut nur in Wirtschaftszentren Knoten auf und hat Osteuropa bis dato gemieden. Treiber: "Solche Kunden brauchen Kontinuität und wählen den Netzbetreiber nicht nur nach dem Kriterium des Preises." UPC-Krise Auch der Netzbetreiber UPC, Mutter der Wiener Telekabel, die auch Glasfaserringe besitzt, steckt aufgrund einer enormen Verschuldung in der Krise. In der Bilanz von 2001 wurden 4,4 Mrd. Euro Verlust ausgewiesen. Pleiten Allgemein wird angenommen, dass es zu einigen Pleiten kommen wird, und dass die vorhandenen "Assets" gebündelt werden. Schließlich sind alle Anbieter nicht nur als Betreiber von Netzen aktiv, sondern auch als Internet-Serviceprovider, Betreiber von Rechenzentren oder als Telefonanbieter. Weltweit sind die US-Netzbetreiber AT & T und WorldCom am größten. In Europa verfügt die France Télécom mit Equant (früher Global One) über eines der größten Netze. Clearinghäuser, die mit weiter fallenden Preisen rechnen können, sind etwa Arbinet oder die zur schwedischen Telia gehörende VoIP. (ruz - DER STANDARD Printausgabe)