Ein deutsch-syrischer Lokalpolitiker, der früher bei den Grünen war und jetzt Mitglied der FDP werden sollte, hat nach einem Proteststurm in der deutschen Öffentlichkeit zurückgezogen. Jamal Karsli, so heißt der Mann, hatte von "Nazi-Methoden" der israelischen Armee gesprochen und in einem Interview mit der rechtsextremistischen Jungen Freiheit vor der "zionistischen Lobby" gewarnt, die in den Medien die Macht habe. Daran schließt sich eine Feststellung: In Österreich gibt es für ähnliche Äußerungen von viel höheren Politikern teils der FPÖ, aber auch der SPÖ, keine Konsequenzen. Die Sache ist aber auch in Deutschland noch nicht ausgestanden, als Karslis Förderer, der einflussreiche FDP-Politiker Jürgen Möllemann, ebenfalls mehr als problematische Äußerungen getan hat (er würde sich auch gegen einen Aggressor mit Gewalt zur Wehr setzen, auch in dessen Land - was einer Rechtfertigung des palästinensischen Terrors gleichkommt; und arrogante Juden wie die TV-Persönlichkeit Michel Friedman seien am Antisemitismus schuld). Wie der wirkliche Stand der politischen Kultur in Deutschland ist, wird man am weiteren politischen Schicksal Möllemanns sehen. (DER STANDARD, Print- Ausgabe, 23.5.2002)