Wien - Die abgeschwächte Nachfrage für Edelstahl hat in der Bilanz des börsenotierten Spezialstahlerzeugers Böhler-Uddeholm zum ersten Quartal 2002 deutliche Spuren hinterlassen. Rückläufige Mengen und Preisdruck ließen das Betriebsergebnis (EBIT) von 36,8 Mill. Euro um 28 Prozent auf 26,5 Mill. Euro einbrechen. Wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte, war die gedämpfte Konjunktur in allen Kernmärkten spürbar. Im gewöhnlichen Geschäft schrumpfte das Ergebnis (EGT) in den ersten drei Monaten dieses Jahres um 34 Prozent von 30,2 auf 19,9 Mill. Euro. Der Periodenüberschuss nach Minderheiten lag mit 12,7 Mill. Euro um 36 Prozent unter dem Vorjahreswert von 19,8 Mill. Euro. Den Konzernumsatz bezifferte Böhler-Uddeholm mit 371,2 Mill. Euro, das entspricht einem Rückgang um 7 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal 2001. Für das zweite und dritte Quartal des laufenden Jahres erwartet Konzernchef Claus Raidl keine wesentlichen Veränderungen gegenüber den ersten drei Monaten 2002. Mit einer Erholung im Edelstahlsektor könne aus heutiger Sicht frühestens im vierten Quartal 2002 gerechnet werden. Für das Gesamtjahr stellt Raidl einen Betriebserfolg etwa auf dem Niveau des Jahres 1998 (EBIT: 113 Mill. Euro) in Aussicht. Ein spürbarer Aufschwung sei erst für das Jahr 2003 zu erwarten. Konjunkturflaute erfasste alle vier Divisionen Beim Auftragseingang verbuchte der österreichisch-schwedische Konzern einen Rückgang um 19 Prozent von 335,5 auf 270,4 Mill. Euro im Erstquartal 2002. Gegenüber dem vierten Quartal 2001 (201,8 Mill. Euro) entsprechen die 270,4 Mill. Euro einem Anstieg um 34 Prozent, teilte Böhler-Uddeholm mit. Der Auftragsstand wies per Ende März 2002 mit 297,8 (nach 355,1) Mill. Euro ein Minus von 16 Prozent aus. Im größten Geschäftsbereich, der Division Edelstahl-Langprodukte, war Böhler-Uddeholm an mehreren Fronten von einem schwierigen konjunkturellen Umfeld betroffen - so beispielsweise in den USA, wo die Konjunktur in der verarbeitenden Industrie und der Luftfahrtindustrie unverändert schwach blieb, aber auch in Europa (insbesondere in Deutschland, UK, Frankreich, Spanien, Italien und der Schweiz). Dafür gebe es erste leichte Anzeichen für eine Erholung im Manufacturing-Bereich in einigen asiatischen Ländern. In jenen Märkten Asiens, die von der Elektronikindustrie dominiert werden, seien hingegen keine Aufschwungtendenzen bemerkbar. Einen markant schwächeren Geschäftsverlauf meldet Böhler-Uddeholm auch für die Division Bandprodukte, die im Erstquartal höherem Preisdruck und rückläufige Mengen ausgesetzt war. Bei einigen Produkten ist der Konzern von den US-Strafzöllen auf Stahlimporte betroffen. In der Schweißtechnik war laut Unternehmensangaben ebenfalls eine Abkühlung spürbar: Umsatz und Ergebnis lagen deutlich unter dem Niveau des Vorjahresquartals. In Asien und Europa konnten dennoch Marktanteile gewonnen werden. Die Schmiedetechnik steigerte im ersten Vierteljahr Umsatz und Gewinn. Begründet wird dies vor allem mit der Serienproduktion neuer Schmiedeteile für die Luftfahrtindustrie. Der Auftragseingang war jedoch rückläufig, weil sich die Konjunktur in der Flugzeugindustrie und im Energiesektor nach wie vor labil zeigte. An der Wiener Börse notierte die Böhler-Uddeholm-Aktie am Vormittag mit 49,91 Euro um 0,7 Prozent tiefer. Seit Jahresbeginn hat der Stahltitel mehr als 9 Prozent zugelegt. (APA)