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Foto: Oreilly/Archiv
Ein ganz und gar alltägliches Druckerproblem stand am Anfang der Bewegung, die sich den Kampf gegen das Privateigentum an Software auf ihre Fahnen geschrieben hat. Der Programmierer Richard Stallman wollte 1980 am Massachusetts Institute of Technology (MIT) die Software für einen Abteilungsdrucker umschreiben, um Probleme mit einem immer wieder auftretenden Papierstau zu überwinden. No Sourcecode Zu Stallmans Verblüffung weigerte sich jedoch ein ehemaliger Mitarbeiter der Herstellerfirma Xerox, ihm den Quellcode dafür zu überlassen. Statt des damals in akademischen Kreisen üblichen lockeren Umgangs mit Computerprogrammen hatte er ein "Non Disclosure Agreement" (NDA) unterzeichnet und damit ein exklusives Eigentumsrecht an der Software anerkannt. "Von diesem Tag an habe ich beschlossen, dass dies etwas ist, woran ich mich nie beteiligen könnte", erklärt Stallman in der jetzt über ihn erschienenen Biographie mit dem Titel "Free as in Freedom" (Frei wie Freiheit). GPL Was dann folgte, war 1989 die von Stallman veröffentlichte " GNU General Public License "(GPL), mit der jede darauf beruhende Software von jedermann frei weiterentwickelt werden kann - sofern das Ergebnis wiederum frei verfügbar gemacht wird. Auf dieser Grundlage sind bis heute tausende Programme entstanden, allen voran das freie Betriebssystem Linux. "Smart as shit" Der Autor der englischsprachigen Biographie, Sam Williams, beschreibt neben den historischen Eckpunkten der Bewegung für freie Software auch die Kindheit und Jugend Stallmans, der von einem Mitschüler als "smart as shit" beschrieben wird. Mit zwölf Jahren gelangte Stallman an das Handbuch für einen frühen IBM-Computer - womit das Schicksal offenbar seinen Lauf nahm. Stallman wurde zum Hacker, zu einem jener teils genialen, teils rebellischen Computerfreaks, denen keine Aufgabe zu schwer ist. "Die Kirche von Emacs" Williams zeichnet ein Porträt Stallmans, das dessen Weitblick ebenso würdigt wie seine skurrilen Eigenheiten. Der von Stallman einst als Texteditor entwickelte Emacs ist längst Kult geworden oder - um mit Stallman zu sprechen - "eine Religion, die wir die Kirche von Emacs nennen". Dass die Open-Source-Philosophie nicht auf Software beschränkt ist, zeigt der Epilog des bei O'Reilly verlegten Buchs, in dem Williams die "GNU Free Documentation License" (GFDL) erklärt, deren Bestimmungen sein Buch unterstellt ist: Im Unterschied zu herkömmlichen, kommerziellen Buchlizenzen darf das Buch frei kopiert und weiterverbreitet, ja sogar verändert werden - vorausgesetzt, die Bestimmungen der GFDL werden übernommen. Auf diese Weise darf jeder die Biografie Stallmans fortschreiben, der sich dazu berufen fühlt. " Free as in Freedom. Richard Stallman's Crusade for Free Software " kann frei im Internet gelesen und heruntergeladen werden. Ebenso ist es aber auch als gedrucktes Buch des O'Reilly -Verlags zum Preis von 26,00 Euro im Buchhandel erhältlich - und in dieser Form auch angenehmer zu lesen als am Bildschirm.(APA/AP)