Tokio - In der westjapanischen Hafenstadt Shimonoseki dreht sich diese Woche alles um die beliebten und bedrohten Wale. Das 54. Jahrestreffen der IWC ist am Montag eröffnet worden - und die Gastgeber scheuen keine Ausgaben, ihre Position als Walfangbefürworter an jeder Straßenecke der Kleinstadt, dem Zentrum des japanischen Walfangs, kundzutun. Die Restaurants bieten mindestens ein Menü mit dem Fleisch der Meeressäuger an. Ein Fastfoodladen kreierte gar den "Walfischburger". Die Positionen sind klar verteilt: Zusammen mit Norwegen kämpft Japan für die Aufhebung des kommerziellen Walfangverbots. Dabei verbuchte Japan in den letzten Jahren Erfolge, nachdem kleine karibische Inselstaaten dem IWC als Walfangbefürworter beitraten. Auf der gegnerischen Seite stehen Australien, die USA, europäische Staaten und Umweltorganisationen, die den Schutz der Meeressäuger mit zwei weiteren Schutzgebieten im Pazifik und Atlantik ausweiten möchten. Trotz der aufwändigen PR-Aktion in Shimonoseki erlitten die Gastgeber schon am ersten Tag des Treffens eine empfindliche Schlappe. Der Antrag Islands, einem laut- starken Befürworter des Walfangs, auf Vollmitgliedschaft wurde abgelehnt. Das Ergebnis deutet darauf hin, dass Japan und Norwegen mit anderen Anträgen, die ebenfalls mit einfachem Stimmenmehr entschieden werden, nicht durchkommen könnten. Die beiden Staaten möchten unter anderem das Handelsverbot mit Walfleisch zu Fall bringen. Schon im Vorfeld des Treffens hatte Tokio angekündigt, den Import von Walfleisch aus norwegischen Fängen wieder aufnehmen zu wollen. Außerdem will Japan seine Fänge für "Forschungszwecke" ausweiten und dieses Jahr allein im Pazifik 260 Wale, darunter auch 50 der seit 26 Jahren geschützten Seiwale harpunieren. Japan begründet die Ausweitung auf die Seiwale damit, dass die Population gestiegen sei. Die "Fresssucht" der Meeressäuger bedrohe Fischbestände. Im vergangen Jahr tötete Japan 400 Minkwale in der Antarktis. Im Pazifik harpunierte man 100 Zwergwale, zehn Pott- und 50 Brydeswale. Dies wird inzwischen auch in Japan kritisiert: Nur eine Minderheit isst Walfleisch. 2001 blieben die Walfänger auf mehr als 200 Tonnen Walfleisch sitzen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21.5.2002)