Kosovo
Strafanzeigen gegen 14 hohe jugoslawische Politiker wegen Entführung
19 Personen wurden 1993 in Bosnien aus Zug entführt und getötet - Staats- und Militärspitzen sollen informiert gewesen sein
Belgrad - Familienangehörige von 19 Personen, mehrheitlich
Moslems, die im Februar 1993 von bosnisch-serbischen Milizen aus
einem Zug entführt worden waren, haben Strafanzeige gegen 14 einstige
höchste jugoslawische und serbische Politiker eingereicht. Vor dem
höheren Gericht in der nordmontenegrinischen Stadt Bjelo Polje läuft
seit mehreren Jahren der Prozess gegen einen einstigen
Milizangehörigen, dem Beteiligung an Entführung und anschließender
Ermordung der Entführten angelastet wird. Dem Gericht war vorige Woche ein Geheimdokument des Belgrader
Eisenbahnunternehmens präsentiert worden, demzufolge höchste
jugoslawische Politiker und Militärs bereits Ende Jänner 1993 in die
Entführungspläne eingeweiht worden waren. Die Entführung hatte sich
in einem Zug, der zwischen Belgrad und Podgorica verkehrte, in der
Ortschaft Strbci auf dem bosnischen Gebiet ereignet.
Nach Angaben des Anwalts der Angehörigen richten sich die Anzeigen
gegen den einstigen jugoslawischen Präsidenten Dobrica Cosic,
Ex-Ministerpräsidenten Milan Panic, den damaligen serbischen
Präsidenten Slobodan Milosevic, den jugoslawischen Generalstabchef
Zivota Panic, aber auch den damaligen Befehlshaber des Uzice-Korps,
Dragoljub Ojdanic. Milosevic und Ojdanic müssen sich derzeit wegen
Kriegsverbrechen im Kosovo vor dem UNO-Kriegsverbrechertribunal in
Den Haag verantworten.
Muric sagte gegenüber dem Belgrader Sender "B-92", die wahre
Opferzahl sei nie eindeutig festgestellt worden. In den ersten
Berichten über die Entführung hieß es nämlich, dass aus dem Zug 24
Personen entführt worden seien. Dieser Tat waren zwei Entführungen
von drei, bzw. sechs Personen vorausgegangen, die ebenfalls nie
aufgeklärt worden waren.(APA)