Feindseligkeit: So ließ sich in den vergangenen Monaten der Grundtenor an den Universitäten gegenüber dem Unigesetz und seinen Verfassern beschreiben. Nun wurde die Reform im Ministerrat beschlossen. Einige Punkte sind entschärft, aber nicht alle. In Wohlgefallen löst sich die Stimmung daher nicht auf.

Vor allem die Umwandlung der medizinischen Fakultäten in eigene Unis wird sicher noch weiterhin auf der Tagesordnung bleiben. Änderungen während der parlamentarischen Behandlung sind nicht unwahrscheinlich.

Die drei (noch) existierenden medizinischen Fakultäten haben allerdings nicht gerade zur Erhellung der Diskussion beigetragen. Das Meinungsspektrum schwankte kräftig und änderte sich ständig. Wer fünf Mediziner vor sich sitzen hatte, hörte mindestens vier verschiedene Meinungen - ganz abgesehen von der schweigenden Mehrheit, die das alles ohnehin nicht kümmert, solange sich am persönlichen Gehaltszettel nichts ändert. Prinzipiell ließe das Gesetz den Unis ja einen Ausweg offen. Denn falls sie es wünschen, können sie nun doch wieder Fakultäten einrichten. Doch vorerst sind die Medizinunis festgeschrieben.

Unbestritten ist: Es wurde viel Porzellan zerschlagen. Die universitäre Gemeinde fühlte sich angesichts des Entwurfs zum Gesetz gefrotzelt - lange Verhandlungen schienen keinen Niederschlag im Text gefunden zu haben. Die Standesvertretung litt überdies unter mangelhafter Information seitens des Ministeriums. So erhielt sie beispielsweise den Gesetzestext gestern erst nach den Medien.

Umgekehrt wurde an den hohen Schulen - und zwar von Lehrenden wie von Studenten - teilweise schlicht Panikmache betrieben. Da gab es Behauptungen, die keinerlei Entsprechung im vorliegenden Entwurfstext hatten. Und viel war von "Zerstörung" der Universitäten die Rede. In ernsthafte Sorge und Kritik mischten sich überdies die üblichen anti-schwarz-blauen Reflexe, nach denen prinzipiell alles des Teufels ist, was von dieser Regierung kommt.

Größter Stein des Anstoßes war immer der neue Universitätsrat, eine Art Aufsichtsorgan über die Universitäten, der gemeinsam mit dem Rektor Strategien festlegen wird - allerdings "von sich aus nicht tätig werden kann", wie im Gesetz nun ausdrücklich festgehalten wurde. Entschärft wurde auch der Besetzungsmodus. Die Zahl der von der Politik entsendeten Mitglieder wird im Gremium stets in der Minderheit bleiben. Zwar herrscht an den hohen Schulen das Gefühl, von außen kommende Personen seien gewissermaßen inkompetente Trottel. Doch mit dem Unirat, wie er sich jetzt darstellt, werden sie leben können.

Weiterhin "angefressen" sein wird hingegen der Mittelbau, also Assistenten und Dozenten ohne "ordentliche" Professur. Das rührt weniger vom Unigesetz her als vor allem vom neuen Dienstrecht, das befristete Assistenten-und Professorenstellen vorsieht. Viele fürchten, mit 35 oder vierzig Jahren außerhalb der Universität noch einmal ganz von vorne anfangen zu müssen.

Außerdem musste der Mittelbau bei der Mitbestimmung ordentlich Federn lassen. Im zukünftigen Uni-Parlament, dem Senat, stellt er gemeinsam mit anderem Uni-Personal (also etwa auch den Sekretärinnen) nur noch 24 Prozent der Mitglieder. Begründet wird dies damit, dass der Mittelbau in der jetzigen, breiten Form irgendwann einmal ohnehin nicht mehr existieren wird. Aber bis die angepeilte höhere Zahl an Professoren und niedrigere an Assistenten tatsächlich vorhanden ist, werden Jahre, wenn nicht Jahrzehnte vergehen.

Absurd wäre hingegen, wenn die rot-grüne Hochschülerschaft weiter am Streik (im Grunde gegen die eigene Klientel) festhalten würde. Denn die Studenten haben mehr Mitbestimmungsrechte als der Mittelbau behalten, und auch bei den Prüfungswiederholungen lenkte Ministerin Gehrer ein.

Doch von der Feindseligkeit wird zumindest noch einige Zeit Misstrauen bleiben. Wechselseitig. (DER STANDARD, Print- Ausgabe, 22.5.2002)