Deutlicher hätte es EU-Kommissar Franz Fischler nicht formulieren können. Er hat als Messlatte für die Regierungsfähigkeit der FPÖ ihre Haltung zur EU aufgestellt. "Es wird sehr schwer gehen, dass man eine antieuropäische Position bezieht und gleichzeitig einen Regierungsanspruch erhebt. Das passt nicht zusammen", erklärt der Kommissar im STANDARD

Die Warnung an die FPÖ hat ihre guten Gründe. Seit geraumer Zeit positionieren sich die Freiheitlichen als Erweiterungsgegner, wobei es letztendlich völlig egal ist, welcher äußere Grund dafür herhalten muss. Im Herbst des Vorjahres war es das Atomkraftwerk Temelín, dazwischen kurz der Transit, jetzt geht es um die Benes-Dekrete. Wobei nun auch Edmund Stoiber die Dekrete als Wahlkampfthema entdeckt hat. Schließlich stammt der Unionskanzlerkandidat aus Bayern, wo die Sudetendeutschen überproportional vertreten sind. Doch selbst Stoiber, dem Kritiker in den eigenen Reihen bereits zu viel Populismus nachsagen, stellt vorläufig im Zusammenhang mit den umstrittenen Dekreten nur die Frage nach der Europatauglichkeit Tschechiens und hütet sich aber vor einer Veto-Drohung wie sie von der FPÖ bereit mehrmals erfolgt ist.

Womit sich Stoiber ein Schlupfloch für spätere Zeiten offen lässt, die FPÖ sich aber immer deutlicher einzementiert. (DER STANDARD, Print- Ausgabe, 22.5.2002)