Der ehemalige Trainer von Real Madrid hat bei der Arbeit mit seinen Schützlingen andere Schwerpunkte als bisher setzen müssen. "Die taktische Ausrichtung der Spieler steht im Vordergrund, technische Finessen müssen da zurückstehen", erläutert Hiddink. Alle Nationalspieler sind Profis in Korea oder der japanischen J-League, in den Topligen Europas oder Südamerikas hat sich kein Akteur durchsetzen können. Zuletzt probierte es Dong-Gook Lee bei Werder Bremen, brachte es dort jedoch 2001 nur auf sieben Kurzeinsätze. In die Fußstapfen eines Bum Kun Cha, der zwischen 1978 und 1989 in der Bundesliga für Darmstadt 98, Eintracht Frankfurt und Bayer Leverkusen auf Torejagd ging und insgesamt 98 Treffer erzielte, konnte außerhalb Asiens niemand treten.
Zu Hause aber gibt es einen unumschränkten Superstar: Myung-Bo Hong. "Südkoreas Lothar Matthäus", mit 123 Einsätzen Rekord-Internationaler seines Landes, verspricht seinen Anhängern bedingungslosen Einsatz: "Es ist meine letzte WM, ich werde kämpfen wie noch nie." Vom Einsatz her waren die südkoreanischen Auftritte bei WM-Endrunden allerdings auch nie zu bemängeln. Was fehlte, waren vielmehr das technische Rüstzeug und die internationale Erfahrung. In bislang 14 WM-Spielen seit 1954 - Südkorea nahm an den Endrunden 1954, 1986, 1990, 1994, 1998 teil - setzte es zehn Niederlagen bei vier Unentschieden.
Fast noch schlimmer: Die Landsleute aus dem kommunistischen Norden erreichten bei ihrem einzigen WM-Auftritt 1966 in England nach einem legendären Sieg gegen Italien das Viertelfinale und brachten dort den späteren WM-Dritten Portugal an den Rand einer Niederlage. Doch das Klischee des Fußball-Exoten haben die Südkoreaner längst abgestreift. Schon bei der WM 1994 in den USA hatte die deutsche Mannschaft als Titelverteidiger Mühe, sich in der Vorrunde gegen die Asiaten mit 3:2 zu behaupten. Vier Jahre später kletterten die Koreaner in der FIFA-Weltrangliste auf den 17. Platz. (sid, Printausgabe Der Standard, 22.05.2002)