Können Sie sich an Nastassja Kinskis neurotische Liebe zu ihrem Lehrer erinnern? An Kommissar Haferkamp und seine ihm ewig beistehende Exfrau? Vielleicht auch an die paranoiden Augen von Curd Jürgens oder an den muffigen, aber besonders klugen Hauptkommissar Trimmel? Ein Trost, sollten Sie am Pfingstmontagabend vor dem TV-Gerät in der Vergangenheit schwelgend eingeschlafen sein: Sie waren mit diesem Müdigkeitsanfall sicher nicht allein. Bisher unbestätigten Meldungen zufolge liefen gegen drei Uhr früh noch zahlreiche Fernsehkisten.Was war passiert? Der 500. Tatort lief: Wieder die erschrockenen Augen, das Fadenkreuz im Vorspann. Schön, dass dieser Epilog so lange überlebt hat. Ansonsten aber ist wenig bis gar nichts von der Stimmung früherer Folgen übrig geblieben. Viele Dialoge, wenig Inhalt, keine kantigen Typen. Die Hauptkommissarin steht herum, stellt Fragen und macht sich Sorgen um ihre reisende Tochter. Sie gähnt, schläft, sitzt in einer Bar, jammert. Der Fall? Ein toter Fußballtrainer. Ein verdächtiger Afrikaner, der es nicht war. Aus. Schon lange geht das so. Der Tatort, einst in einer gesellschaftlichen Aufbruchstimmung entstanden, ist in der Biederkeitsskala sogar hinter Ein Fall für zwei zurückgefallen - was etwas heißen will. Aber vielleicht ist auch die Gewohnheit ein wenig schuld. Man hat alles gesehen, was sich Krimi nennt, und glaubt selbst bei Erstausstrahlungen wieder über "diese ewigen Wiederholungen" schimpfen zu müssen. (pi/DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 22. Mai 2002)