London - Die Überreste der Leiche eines kastrierten Mannes in Frauenkleidung aus dem vierten Jahrhundert haben Archäologen zufolge erstmals Hinweise auf einen bisher unbekannten Teil der Geschichte Großbritanniens gegeben. "In seinem Leben hätte er als Transvestit gegolten und war vermutlich ein Gallus - ein Anhänger der Göttin Kybele, die sich ihr zu Ehren selbst kastrierten", sagte der Archäologe Pete Wilson von der Denkmalschutzbehörde English Heritage am Dienstag. Bei Ausgrabungen nahe Catterick in Nordengland war 1981 das Skelett eines jungen Römers gefunden worden, der eine schwarze Halskette und Armband sowie einen Armreif aus Schiefer und eine Fußkette aus Bronze trug. "Es ist der einzige Mann, der mit diesem Schmuckaufgebot jemals in einem spätrömischen Friedhof in Großbritannien gefunden wurde." Den Archäologen gelang die Lösung des Rätsels um den Mann mit Schmuck und Frauenkleidung erst nach knapp zwanzig Jahren. Kybele wurde als Göttin der Natur und der Fruchtbarkeit verehrt. Priester-Eunuchen leiteten den Kult der Kybele. Sie wurde mit öffentlichen Festen verehrt und Möchtegern-Priester kastrierten sich mit besonderen verzierten Klemmen. Nach der Kastration trugen die Priester der Kybele Schmuck, bunte Frauengewänder und Turbane oder Diademe, um ihre weiblichen Frisuren zu ergänzen. (APA)