Hamburg - Libyen will die Hinterbliebenen des Flugzeug-Absturzes von Lockerbie und möglicherweise auch die Opfer des Bombenanschlags auf die Berliner Diskothek "La Belle" entschädigen. Der Sohn des libyschen Revolutionsführers Oberst Muammar Gaddafi, Saif el Islam Gaddafi, sagte in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview für die deutsche Illustrierte "stern", dass sein Vater einen Fonds für Terrorismus-Opfer weltweit plane. Daraus sollten "sicher" an die Angehörigen der Opfer von Lockerbie und die der US-Bombenangriffe auf Libyen vor 16 Jahren gezahlt werden. Möglicherweise würden auch die Opfer des "La-Belle"-Anschlags von 1986 entschädigt - das sei seine Idee gewesen, sagte der 29-jährige Gaddafi-Sohn. In den Fonds wolle Libyen unter anderem seine in den USA eingefrorenen Guthaben einzahlen. Es würden sich jedoch auch andere Staaten und "insbesondere US-Ölfirmen" beteiligen. Libyscher Geheimdienstmitarbeiter verurteilt Bei dem von einer Bombe verursachten Absturz eines PanAm-Jumbos über der schottischen Ortschaft Lockerbie kamen im Dezember 1988 alle 259 Insassen und elf Menschen am Boden ums Leben. Ein in den Niederlanden tagendes schottisches Gericht hatte erst im vergangenen März in der Berufungsinstanz den Schuldspruch gegen den ehemaligen libyschen Geheimdienst-Mitarbeiter Abdel Basset Ali el Megrahi bestätigt. Bei dem Attentat auf die vorwiegend von US-Soldaten besuchte Berliner Discothek starben 1986 drei Menschen, 230 wurden zum Teil schwer verletzt. Saif el Islam Gaddafi hatte erst im vergangenen November einen Beteiligung seines Landes an dem Anschlag bestritten und Entschädigungszahlungen, wie sie auch die Bundesregierung verlangt, abgelehnt. Zuvor hatte das Berliner Landgericht lange Freiheitsstrafen gegen die mutmaßlichen Täter verhängt und Libyen eine erhebliche Mitschuld an dem Anschlag gegeben. Im Frühjahr hatte ein angebliches Bekenntnis von Gaddafis Vater zu dem Terrorakt für Wirbel gesorgt. (APA/AP)