Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: APA/Schlager
Terroristen wollen "mehr als zehnstöckige" österreichische Hochhäuser in die Luft sprengen. Das kündigt der Kurier in seiner Schlagzeile und auf einer ganzen Seite an. Damit erheben sich einige Fragen. Die erste Frage lautet: Wie seriös ist die Meldung? Laut Kurier gibt es weder Hinweise auf die potentiellen Attentäter, ihre Hintermänner, ihr Motiv, ihr Objekt, ihr Ziel, ihren Plan. Man weiß eigentlich nichts. Dafür kennt der Kurier die Quelle: "die USA". Die zweite Frage hängt damit zusammen: Warum wird diese Meldung lanciert? Die USA setzen Hinweise dieser Art immer wieder gezielt ein. In den letzten Monaten ist die "Allianz gegen den Terror" gerade in Europa brüchig geworden. Immer weniger Staaten machen einfach mit. Ein Eindruck verstärkt sich: Wenn sie sich nicht normal führen lassen, dann werden sie an der Nase herumgeführt. Frage drei: Kann sich die österreichische Polizei leisten, politisch motivierten Hinweisen nicht nachzugehen? Natürlich nein. Jeder Hinweis muss überprüft werden auch wenn er aus einer dubiosen Quelle wie einem amerikanischen Geheimdienst stammt. Im Kurier weisen Beamte des Innenministeriums zurecht darauf hin, dass hinter der Information "innenpolitische Aspekte" der USA stecken dürften. Frage vier schließlich lautet: Ist es vertretbar, den dünnen, politisch motivierten Hinweis "der USA" so aufzublasen? Aus zwei Gründen: nein. Zum ersten kocht der Kurier eine dünne Suppe auf und macht sich zum Instrument amerikanischer "Informationspolitik". Zum zweiten versetzt er damit Menschen, die in "mehr als zehnstöckigen" Häusern leben oder arbeiten, unnötig in Angst. Es muss ein besonderes Gefühl sein, heute am Weg ins Büro im Lift den Kurier zu lesen und dann auf Stockwerk 12 zu drücken. So viele Stockwerke hat nämlich der Kurier. NACHLESE --> Unsere Bürgerwehr - 15.5.2002 --> Hatzl vs. Israel - 7.5.2002 --> Für ein Verdummungsverbot - 30.4.2002 --> Der achte Mai - 24.4.2002 --> Acht Monate bedingt - 16.4.2002 --> Alles Trotteln? - 9.4.2002 --> Vogt statt Dichand - 3.4.2002 --> Auf nach Bagdad, hurra! - 26.4.2002 --> Untersucht Haider! - 19.3.2002 --> Banane statt Adler - 13.3.2002 --> Waffenschieber ja, junge Mutter nein - 27.2.2002 --> Weitere Kommentare von Peter Pilz, die in der Rubrik "Fremde Feder" erschienen sind.