Neu-Delhi/Islamabad - Entlang der indisch-pakistanischen Teilungslinie gingen am Donnerstag mehrere indische Dörfer in Flammen auf. Insgesamt seien 50 Ortschaften von pakistanischer Seite beschossen worden, berichtete der Fernsehsender "Star News". Auch außerhalb von Kaschmir, in der indischen Provinz Punjab, habe die Armee nach schweren Schusswechseln rund 15 Dörfer geräumt, berichtete die Times of India. Pakistan rechnet laut Medienberichten in seinem Teil Kaschmirs mit indischen Luftangriffen, die durch eine begrenzte Bodenoffensive unterstützt werden könnten. Ein Regierungssprecher warnte Indien vor einem Angriff auf Pakistan. Die Folgen wären "nicht gut für Indien", sagte General Rashid Qureshi. Die Regierung von Präsident Pervez Musharraf hatte angekündigt, "jeden Meter Land" verteidigen zu wollen, gleichzeitig jedoch betont, dass man nicht erlaube, dass vom eigenen Territorium terroristische Aktivitäten ausgehen. Krisenmanagement Indien und Pakistan hätten kein System entwickelt, um eine nukleare Konfrontation zu vermeiden, sagte der britische Außenminister Jack Straw im Radiosender BBC. Es gebe weder eine entsprechende Doktrin noch Kommunikationskanäle, vergleichbar denen während des Kalten Krieges, sodass das Risiko eines Atomkriegs bestehe. Am Mittwoch hatte Großbritannien aus Sicherheitsgründen einen Großteil seines Botschaftspersonals aus Pakistan abgezogen. Die USA werden Vizeaußenminister Richard Armitage zur Vermittlung in die Region schicken. Die Vereinten Nationen müssten Indien an den Verhandlungstisch bringen, um die "explosive Situationen" zu entschärfen, hieß es in Briefen des pakistanischen Außenministers Abdul Sattar an UNO-Generalsekretär Kofi Annan und den Weltsicherheitsrat in New York. Pakistan sei zu jeglicher Zusammenarbeit bereit, die die Spannungen abbaue und den Dialog fördere. Indien sei "eine arrogante Macht", die den Kampf gegen den Terrorismus als Vorwand für eine aggressive Politik nutze, schrieb Sattar. (AP/dpa/Reuters/Der STANDARD, Print-Ausgabe 24.5.2002)