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Cleveland/Bayreuth/Wien - "Wir haben transgene Moskitos produziert, die Gene gegen den Malariaerreger in sich tragen", berichtet Genetiker Marcelo Jacobs-Lorena von der Case Western Reserve University (Cleveland) in Nature (Vol. 417, S. 452). "Sie sind daher so gut wie nicht mehr imstande, die Erreger zu übertragen", ergänzt Genetiker Ernst Wimmer von der Universität Bayreuth. Malaria, eine der mörderischsten Infektionskrankheiten, die drei Millionen Menschen jährlich tötet, wird vom Einzeller Plasmodium übertragen, der zwischen Menschen und Moskitos pendelt. Medikamente und Insektizide dagegen, vor allem DDT, werden stumpf, weil Erreger und Überträger Resistenzen entwickeln, ein Impfstoff fehlt. Aber was beim einen Wirt nicht geht, könnte bald beim zweiten gehen: Plasmodien in Moskitos zu blockieren und die Moskitos freizusetzen, auf dass sie die Blockade unter wilden Artgenossen verbreiten. Diese Idee ist alt, aber Moskitos haben sich lange der Gentechnik verweigert. Erst ein von Wimmer ersonnenes Verfahren ermöglicht es und zeigt Erfolg durch Fluoreszieren der Moskitoaugen. Durch den Magen Damit hat Jacobs-Lorena zwei Gene eingebaut: In den Moskitos müssen die mit dem Blut eingesogenen Plasmodidien erst durch die Wand des Magens und dann durch die der Speicheldrüsen, über die sie wieder in Menschen gelangen. Auf beiden hat Jacobs-Lorena einen Rezeptor gefunden, den Plasmodium dafür nutzt. Dieser wird nun durch das eine Gen blockiert, das seinerseits vom zweiten dann aktiviert wird, wenn Blut in den Moskitomagen kommt. Im Experiment gelang diese Blockade so gut, dass kaum Erreger übertragen wurden. Aber das Experiment wurde an Mäusen und ihren Moskitos durchgeführt. Ob es auch an denen des Menschen gelingt, muss sich erst zeigen. Zudem ist völlig ungeklärt, ob man die neuen Gene durch großflächige Freisetzung von Genmoskitos in Wildpopulationen bringen kann - und soll: Die ökologischen Konsequenzen solcher Freisetzungen sind ungeklärt. Manche fürchten, dass Moskitos, die keine Malaria mehr übertragen, dann anderes übertragen, was sie bisher nicht übertrugen: im schlimmsten Fall HIV. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23. 5. 2002)