Wirtschaft
Osteuropa büßt an Wirtschaftsdynamik ein
MOEL-Länder bekamen Wirtschaftsflaute weniger zu spüren
Wien - Die Wirtschaftsaktivitäten haben in den osteuropäischen Ländern
gegen Ende 2001 viel von ihrer Dynamik eingebüßt. Wie das
Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) am Donnerstag mitteilte, waren
Exporte in den letzten Monaten 2001 kaum höher oder sogar geringer
als Ende 2000. Ähnliche Stagnationstendenzen zeigten sich Ende 2001
in der Industrieproduktion, und die Wachstumsrate des BIP war in den
meisten Ländern der Region im 4. Quartal 2001 deutlich niedriger als
in den Quartalen davor, meldete das Wifo weiter. Die Abkühlung des Konjunkturklimas münde jedoch nicht in eine
Krise, und im Laufe des Jahres 2002 werde sich im Einklang mit der
internationalen Entwicklung ein neuerlicher Aufschwung einstellen,
der auch für 2003 prägend sein solle. In den meisten
ostmitteleuropäischen Ländern (MOEL), die mit der EU in
Beitrittsverhandlungen stehen, solle die Wirtschaft 2002 und 2003 um
etwa 1 bis 2 Prozentpunkte stärker wachsen als in der EU. Die
Ausnahme werde voraussichtlich Polen sein: Nach Jahren starker
Expansion zeige die Wirtschaft schon seit Anfang 2001 zusehends
Stagnationstendenzen, deren Überwindung ein bis zwei Jahre in
Anspruch nehmen solle.
Inflation verlangsamt sich
Die Inflation werde sich in Osteuropa 2002 und 2003 weiter
verlangsamen, aber doch durchwegs über dem westeuropäischen
Durchschnitt verbleiben. Kaum verringern werde sich die
Arbeitslosenquote, die in nur wenigen Ländern unter 10 Prozent liege,
in manchen sogar über 20 Prozent. In wirtschaftlich führenden
MOEL-Ländern (Polen, der Slowakei, Tschechien und Ungarn) sei ein
Trend zur nominellen Aufwertung zu beobachten, auf den die
Notenbanken sehr unterschiedlich reagieren: mit niedrigen
Leitzinssätzen in Tschechien, mit nach wie vor hohen in Polen.
Seit in Osteuropa die Transformation der Wirtschaft begonnen habe,
wachse der Handel mit Österreich kräftig. 2001 sei bereits knapp ein
Sechstel der österreichischen Exporte nach Osteuropa gegangen. Auch
die Importe nahmen stark zu, ohne jedoch die Überschüsse
(insbesondere mit Ungarn, Kroatien und Slowenien) zu gefährden,
meldete das Wifo. Die Struktur der Importe Österreichs aus Osteuropa
habe sich erheblich verändert, heute dominiere nicht mehr Roh- und
Grundstoff, sondern industrielle Fertigprodukte, wobei Maschinen und
Transportmitteln besonderes Gewicht zukomme. (APA)