Weltraum
Der alte Traum von der Reise durchs Wurmloch
Koreanische und japanische Physiker meinen: Mit "Geisterstrahlung" könnte es klappen
London/Wien - Könnten Menschen in mehr oder weniger ferner
Zukunft nach Science Fiction-Manier doch durch so genannte
Wurm-Löcher quer durch das Universum reisen? Was von manchen
Wissenschaftern als völliger Humbug abgetan wird, haben koreanische
und japanische Physiker laut Wissenschaftszeitschrift "New Scientist"
wieder einmal unter die Lupe genommen und kommen zu dem Ergebnis: Es
könnte doch gehen.Einsteins Kinder
Die Idee der Existenz von Wurmlöchern geht auf Theorien von Albert
Einstein zurück. Es sind - stark vereinfacht gesagt - Kanäle in und
durch andere Universen. Eine Passage durch ein Wurmloch könnte - so
die Theorie - eine enorme Abkürzung in fernste Gegenden unseres
Universum sein. Denn innerhalb unseres Universums sind Reisen durch
die Lichtgeschwindigkeit begrenzt, ein Trip zu einem fünf Millionen
Lichtjahre entfernten Ziel würde eben - mindestens - fünf Millionen
Jahre dauern.
Ein kurzer Abstecher durch ein Wurmloch in ein anderes Universum
und ein anschließendes Auftauchen fünf Millionen Lichtjahre entfernt
wäre dagegen in einem Augenblick nicht nur denk-, sondern für die
Physiker auch rechenbar. Dass man dereinstige Wurmlochreisen dennoch
ins Reich der Fabeln verbannte, hat unter anderem zwei Ursachen.
Erstens sollten Wurmlöcher winzige Gebilde sein, kleiner als Protonen
und selbst Elektronen. Zweitens füttert jede Materie, die in ein
Wurmloch eindringt, dieses mit positiver Energie. So könnte das
Wurmloch urplötzlich zu einem Schwarzen Loch kollabieren, eine
relativ unangenehme Vorstellung für einen Reisenden.
"Geisterstrahlung"
Sean Hayward von der Ewha Womans University in Korea und Hisa-aki
Shinkai vom Riken Institute of Physical and Chemical Research in
Japan wollen beide Probleme durch den Einsatz so genannter
"Geisterstrahlung" umgehen. Diese Art der Strahlung ergibt sich
ebenfalls aus der Quanten-Theorie, sie ist negative Energie und
könnte normale positive Energie eindämmen. Derlei Effekte seien auch
schon experimentell bewiesen worden, betonen die Forscher. Der Zusatz
von Geisterstrahlung könnte so das Kollabieren eines Wurmloches in
ein Schwarzes Loch verhindern.
Bleibt nur noch das Problem der Kleinheit der Wurmlöcher, aber
auch hier könnte die Geisterstrahlung helfen. Ein bisschen mehr
Geisterstrahlung als nötig ist, um die positive Energie zu
kompensieren, könnte nämlich das Loch aufweiten, bis etwa ein Mensch
oder ein Raumschiff durchpasst. Aber Vorsicht, erwischt man die Dosis
Geisterstrahlung zu hoch, könnte sich blitzartig ein neues Universum
auftun und das mit Lichtgeschwindigkeit - also eine recht einsame
Zukunft für den Reisenden. (APA)