Zeit
Geburtshocker aus der Pharaonenzeit entdeckt
Fundstück gehörte vermutlich der Prinzessin Reniseneb aus dem Mittleren Reich
Kairo/Abydos - Amerikanische Archäologen haben in den
Ruinen eines Gouverneurshauses im ägyptischen Abydos einen Geburtshocker aus der Zeit der Pharaonen ausgegraben. Wie die
ägyptische Antikenverwaltung am Donnerstag in Kairo bekanntgaben, ist
der mehr als 3.700 Jahre alte Tonhocker farbig dekoriert und gut
erhalten. "Wir finden darauf wunderschöne Zeichnungen von einer
Mutter, die ihr Kind hält", sagte der Chef der Antikenverwaltung,
Zahi Hawwas. Der Hocker, der nach Einschätzung der Forscher aus der Zeit des
Mittleren Reichs stammt, hat die Form eines großen Ziegelsteins und
gehörte vermutlich der Prinzessin Reniseneb, die mit einem der
Gouverneure von Abydos verheiratet war. Das 52 mal 80 Meter große
Gouverneurshaus wurde nach bisherigen Erkenntnissen zu Lebzeiten des
Pharao Sesostris III. (1837-1818 v. Chr.) gebaut und diente drei
aufeinander folgenden Gouverneuren als Wohn- und Arbeitsgebäude.
Persönlicher Gegenstand
"Geburtshilfe-Materialen gehörten im Alten Ägypten wahrscheinlich
zu den persönlichen Besitztümern einer Frau und wurden nicht von
mehreren Frauen gemeinsam benutzt", sagte der Leiter des
Forscherteams von der Universität Pennsylvania, Josef Wegner. Auf dem
von ihm ausgegrabenen Hocker sei zwar, anders als auf den ebenfalls
bei der Geburt benutzten Zauberstäben, nicht der Name seiner
Besitzerin eingraviert, der Fundort deute jedoch stark darauf hin,
dass der Hocker der Prinzessin gehört habe.
Die Frauen im Alten Ägypten brachten ihre Kinder in der Regel in
der Hocke zur Welt. Da viele Kinder bei der Geburt starben, erbat man
göttliche Hilfe. Die Fundstücke aus Abydos zeigen, dass auch die
Gouverneursgattin auf die Unterstützung der Göttin Hathor setzte.
Diese galt in einigen Regionen Ägyptens als Göttin der Fruchtbarkeit,
der Frauen und der Geburt.(APA/dpa)