Berlin - Während der Rede von US-Präsident George W. Bush im Bundestag in Berlin ist es zu einem Eklat gekommen. Drei PDS-Abgeordnete hielten am Donnerstag im Plenarsaal ein Transparent hoch. Darauf hieß es: "Mr. Bush and Mr. Schröder - Stop your wars!" (Herr Bush und Herr Schröder - beenden sie ihre Kriege"). Bei den Abgeordneten handelte es sich um Heidi Lippmann, Ulla Jelpke und Winfried Wolf. Politiker von Regierung und Opposition lobten die Worte von Bush, der um 15:44 Uhr nach Moskau abgeflogen ist. Der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) nannte die Rede von Bush vor Journalisten ein "herausragendes Ereignis", dessen Bemerkungen zum Verhältnis mit Russland hätten sogar "historische Bedeutung". Schröder hob hervor, dass Bush bei seinen Äußerungen zum Kampf gegen den Terrorismus nicht nur militärische Optionen angesprochen habe, sondern "das ganze Arsenal der politischen Möglichkeiten", das Entwicklungshilfe und Diplomatie einschließe. Die Rede zeige, dass "sorgfältig gepflegte Vorurteile gegen die USA" keine Berechtigung hätten. Außenminister Joschka Fischer lobte einen "völlig neuen Ton" in der Rede von Bush. Dieser habe ein klares Bekenntnis zu einem starken Europa und zur Kooperation abgelegt. Außerdem habe er deutlich gemacht, dass der Kampf gegen den Terrorismus nicht nur militärische Komponenten enthalte, sondern beispielsweise auch die Reduzierung der Armut. "Wenn das umgesetzt wird in Politik, dann war das wirklich eine historische Rede", sagte Fischer. CDU-Vorsitzende Angela Merkel sprach von "außerordentlich beeindruckenden" Worten des US-Präsidenten. PDS-Vize-Chefin Petra Pau distanzierte sich von der Aktion ihrer Parteifreunde, die nicht mit der Fraktion abgesprochen gewesen sei. Die drei Abgeordneten hätten wohl drei Sekunden auf der Weltbühne eine Rolle spielen wollen, mutmaßte sie. Fraktionschef Roland Claus werde sich für den Zwischenfall bei Bush entschuldigen. Unmittelbar vor der Rede von Bush hatte der Grünen-Abgeordnete Hans-Christian Ströbele den Plenarsaal aus Protest verlassen. Er habe die stehenden Ovationen der Parlamentarier für unangemessen gehalten, sagte Ströbele, der dem linken Parteiflügel zugerechnet wird, am im ARD-Fernsehen. "Dieser Präsident steht für Kriege, für den Boykott des internationalen Strafgerichtshofs und für schwere Versäumnisse in der Umweltpolitik", sagte Ströbele. Er wies darauf hin, dass er auch die Rede des russischen Präsidenten Wladimir Putin im Bundestag aus Protest nicht mit angehört habe.(APA/AP/Reuters)