Wien - Die Oesterreichische Nationalbank hat im Vorjahr zwar um 45 Mio. Euro weniger verdient als im Rekordjahr 2000, mit einem Gewinn von 1,64 Mrd. Euro aber das zweitbeste Ergebnis ihrer Geschichte eingefahren. Wie Präsident Adolf Wala am Donnerstag in einer Pressekonferenz mitteilte, gehen davon 93,4 Prozent oder 1,534 Mrd. Euro an den Finanzminister. Dem Wunsch einiger Politiker nach Zugriff auf die Währungsreserven der Nationalbank erteilte Gouverneur Klaus Liebscher eine Absage. Es gebe dafür klare gesetzliche Regelungen auf EU- und nationaler Ebene. Änderungen könnten ohne Zustimmung von Brüssel weder von der Nationalbank noch vom österreichischen Parlament vorgenommen werden. Außerdem seien die Gelder gut angelegt und brächten Jahr für Jahr hohe Erträge. Nach Auskunft von Vorstandsdirektor Peter Zöllner sind rund ein Drittel der Währungsreserven in Dollar angelegt, ein weiteres Drittel in Euro und der Rest in anderen Währungen. Die Veranlagungsrendite aus Zinsen bezifferte er auf rund 5,5 Prozent, einschließlich der Finanztransaktionen sogar auf knapp zwölf Prozent. Trennung von Beteiligungen schwer vorstellbar Auch eine Trennung der Nationalbank von ihren Beteiligungen kann sich Liebscher nur schwer vorstellen. Beteiligungen im Zusammenhang mit den Funktionen der Notenbank, wie etwa die Münze Österreich oder die Austria Card, sind für ihn grundsätzlich unverkäuflich. Zustimmen könne er höchstens der Abgabe der Hotelverwaltung GesmbH, "wenn sich dafür ein Käufer findet". Auch Wala verteidigte die Beteiligungen. Der umfangreiche Immobilienbesitz sei Bestandteil der Veranlagung der Pensionsreserve des Instituts. Eine Trennung der Tochter Münze Österreich von deren Drittelanteil an der Casinos Austria AG ist für ihn nur schwer vorstellbar. Diese Beteiligung diene der Münze als Deckungswert für den nicht in der Bilanz ausgewiesenen Münzumlauf. Falle sie weg, müsste die Münze ihre Rücklagen entsprechend erhöhen, was wieder zulasten des Gewinnes ginge. (gb, DER STANDARD, Printausgabe 24.5.2002)