Da gelten für auffällige Autofahrer schon andere Kriterien: Im Führerscheingesetz ist das Zuziehen von Psychologen grundsätzlich verpflichtend. Und bei der Führerscheinprüfung kann man nur dreimal zur Theorie und viermal zur Praxis antreten. Will man aber als Privater erstmals eine - unter Umständen todbringende - Waffe anmelden, kann man im Prinzip unbegrenzt oft zum erforderlichen Psychotest gehen.
In Österreich gibt es mehr als hundert Stellen, die diese "Waffenverlässlichkeitsprüfung" abnehmen dürfen. Aus Gründen des Datenschutzes sind sie nicht vernetzt. Wer also am Dienstag beim Psychotest durchfällt, kann schon am Mittwoch sein Glück erneut versuchen. Die Chance, dass seine Waffenliebe irgendwann legalisiert wird, steht dann nicht schlecht.
Als ob es nicht schon genug Waffen in privater Hand gäbe. Es ist auch die Verfügbarkeit, die sie gefährlich macht. Sehr wahrscheinlich wären nicht nur die beiden jüngsten Fälle in der Steiermark anders verlaufen, würden Pistolen und Pumpguns nicht so oft griffbereit herumliegen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24.05.2002)